Der Tschechoslowakische Grenzwall
Die Festungen der Benes – Linie


Teil 3: Die Artilleriewerkgruppe „Dobrosov“

Befestigung in der Umgebung von Náchod
Das Nachod Tal gehörte in der Geschichte zu den oft genutzten Einfalllinien feindlicher Heere in den Böhmischen Kessel. Aus diesem Grunde wurde das Tal in der Nähe des Dorfes BÄ•loves durch zwei Linien von leichten MG Bunkern M37 gekreuzt. Die Mehrheit der Objekte im Vergleich mit der Situation in den von Deutschen besiedelten Gebieten wurde in der Zeit der Besetzung in die Luft gesprengt. Bis heute blieben also nur einige Bunker übrig und zwar nur solche, die sich so nahe den Häuser befanden, da deren Sprengung wesentliche Schäden in diesen privaten Gebäuden verursacht hätte. Aus den schweren Befestigungsobjekten in der Nähe von Náchod wurden von den Deutschen in der Zeit der Besetzung die Panzerglocken, die Panzerkuppeln und teilweise auch die Schießscharten herausgezogen. Die Werke tragen bis heute noch verschiedene Spuren der deutschen Beschußversuche. Zum Beispiel durch Röchlin Geschosse.

Ausbau der Werkgruppe Dobrošov
Die Artilleriewerkgruppe Dobrošov wurde baulich nie beendet. Der gleichnamige Hügel mit einer Höhe von 624m dominiert durch seine Größe das Grenzgebirge nahe von  Náchod. Im Falle der Fertigstellung der Werkgruppe sollte dessen Artillerie fähig sein einen großen Raum vom Fuß des Adlergebirges bis zum Anfang des Habichtsgebirge abzudecken. Das Feuer aus Dobrošov sollte sich weiter mit der Wirkung der Artillerie aus den benachbarten Werkgruppen Jírova Hora nahe von Hronov und Skutina überlappen. Nach diesem Projekt plante man dem Ausbau von sieben Objekten, unterirdisch verbunden durch Galerien mit einer Gesamtlänge von 2 km. Die Firma Ing. Kapsa und Müller aus Prag, die schon vom Sommer 1936 die Werkgruppe "Adamsberg" im Aldlergebirge baute, begann mit dem Bau von "Dobrošov" am 13.September 1937. Bauabschluss sollte im September 1939 sein. Nach ihrer Fertigstellung sollte die Werkgruppe von 571 Soldaten (davon 38 Offiziere) des VI. Bataillon des Grenzregimentes 18 besetzt werden. Die Hauptfeuerkraft der Werkgruppe sollten zwei Artilleriekasematten, ausgerüstet je drei Haubitzen Kaliber 10cm, und ein Objekt mit Dreh- und Hebpanzerturm, ausgerüstet mit zwei Haubitzen Kaliber 10cm bilden. Zur Deckung des umliegenden und gegliederten Terrains sollte nach Fertigstellung der ein Werk für einen drehbaren Panzerturm, ausgerüstet mit zwei Minenwerfer Kaliber 12cm, dienen. Zum Nachschub der Werkgruppe sollte ein Eingangsblock mit einem Portál für LKW dienen, der nahe des heutigen Parkplatzes liegen sollte, wo er gut gegen feindliche Beobachtung und Beschuß gedeckt war. Seine Schießscharten sollten mit 4,7cm PAK, verbunden jeweils mit einem schweren MG, ausgerüstet werden. Im Inneren des Eingangsblocks sollte genug Platz sein und gleichzeitig drei LKW auf die Waggons der inneren Schmalspurbahn umzuladen. Bis heute blieb an der Stelle des geplanten Eingangsblocks nur ein Stollen, der nach Unterbrechung der Bauarbeiten provisorisch durchgeführt wurde. Aus Sicherheitsgründen wurde der Stolleneingang später zugeschüttet, so dass es heute nicht mehr möglich ist ihn zu finden.

Werkggruppe Dobrošov – N-S 75 „Zeleny“ Eingangswerk
Das größte gebauten Objekt der Werkgruppe ist die Artilleriekasematte N-S 75 "Zelený" die ihre Namen entsprechend dem Namen des Grundstückbesitzers erhielt. Die Betonierung des ersten Teiles des Werkes wurde vom 3. bis 7. September 1938 durchgeführt, der restliche Teil wurde dann in den Tagen der allgemeinen Mobilmachung vom 20. bis 28. September 1938 mit Hilfe der Soldaten II. Batallions des Grenzregimentes 18 realisiert. Aus diesem Grunde blieben bis heute im Schutzgraben vor den Schießscharten ein paar Tragsäulen für eine Arbeitsbühne des Betonwerkes stehen. Beim Bau verbrauchte man insgesamt 2. 520 m3 Beton. Heute findet man an Stelle der Kasematte drei Holznachbildungen der Festungshaubitzen Kaliber 10cm, die in den 70er Jahre des 20. Jahrhunderts bei den Dreharbeiten des Films "Dny zrady" (Tage des Verrates) als Requisiten dienten. Die Kasematte sollte mit zwei Panzerglocken und Schießscharten für leichte MG und zu Beobachtungszwecken versehen werden. Die Panzerglocken wurden aber aus Zeitgründen nie auf der Baustelle angeliefert und die Schächte der Kasematte blieben leer. Nach Öffnung der Werkgruppe für die Öffentlichkeit Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden die Glockenschächte zubbetoniert. Im Rahmen der Wiedereröffnung wurden auch die Erdaufschüttung der Stirnwand der Kasematte fertiggestellt und das Dach isoliert. Da die Haubitzenschießscharten in der Zeit der deutschen Besetzung entfernt wurden, wurden die Öffnungen mit Metalldeckeln abgeblendet. Die restlichen gebauten Werke N-S 72 "Můstek" und N-S 73 "JeÅ™áb" waren Infanteriekasematten ausgerüstet mit PAK und MG. Ihre Schießscharten wurden im Jahre 1939 durch die Deutschen herausgeezogen.

Die Infanteriekasematte N-S 72  "Můstek", Kaserne

wurde in den Tagen von 25. bis 31. Juli 1938 an der höchsten Stelle der Werkgruppe in der Höhe von 619 m gebaut. Da die Position des Objektes eine gute Beobachtung ermöglichte, plante man mit die Installierung einer Beobachtungspanzerglocke, die zur Feuerleitung des Minenwerfertürmes bestimmt war. Die übrigen zwei Panzerglocken des Werkes sollten mit leichter MG ausgerüstet werden und eine schwere Panzerkuppel wurde für einen Zwilling des schweren MG bestimmt. In den drei Schießscharten in den Betonwänden des Werkes sollten zwei PAK Kaliber 4,7cm, stets verbunden mit einem schweren MG und einen Zwilling der schweren MG, installiert werden. Während der Mobilmachung im September 1938 blieb das Werk ohne Besatzung, denn es war nicht vollständig kampfbereit und seine Erdaufschüttung fehlte völlig. Aus diesem Grund bildet das Objekt bis heute eine markante Dominante des Hügels. Im Jahre 1943 diente das Werk als Ziel für deutsche Schießversuche mit spezielle unterkalibrierten Geschossen namens "Röchling". Die Haubitzen standen nur 200 m vom Werk entfernt. Bis heute kann man in einer Rückwand des Objektes Reste einer solchen Granate sehen. Durch diese Schießversuche wurde das Werk natürlich schwer beschädigt. Ein Granate drang durch eine herausgezogene PAK Schießscharte bis inn den Innenraum ein und verursachte hier eine große Zerstörung. Es ist wichtig zu betonen, dass hierbei nur eine Rückwand beschossen wurde.  

Unterirdische Räume der Werkgruppe
Am Anfang wurden an der Stellen der geplanten Werke notwendige Fördergruben ausgeschachtet und außerdem auch zwei Hilfsschächte an der Stellen der vorgesehenen Kaserne und des Artillerieturmes ausgehoben. Alle unterirdischen Räume wurden im Schiefer mittels der klassischen bergmännischen Mehode gegraben. Die Bergleute nutzten dabei Sprengstoffe nur in geringerem Umfang, um den Firste nicht zu stören, so daß die Mehrheit der Arbeiten nur mitels des Abbauhammers durchgeführt wurde. Zur Hinausbeförderung des gewonnenen Gesteins wurden in Schächten elektrische Hubwinden genutzt. Die Gänge und Säle wurden dann schrittweise in Richtung von den Schächten bis zum Inneren der Werkgruppe ausbetoniert. Bei der Artilleriekasematte N-S 75 wurde der Gang bis zur dessen Verbindung an die Hauptgalerie durchgeführt. Die Hauptgalerie selbst ist linksseitig nur 40m weit ausbetoniert, der Rest wurde bis heute nur grob herausgebrochen und ist nicht zugänglich. In dem Teil sollten sich einmal sechs Säle für das Hauptmunitionslager und zwei andere für ein Festungskraftwerk befinden. Zur Stromproduktion plante man vier Agregate mit einer Leistung je 130 kW. Dicht neben dem Eingangsblock war noch einen Saal für einen Filtrierraum bestimmt. Die angesaugte Luft wurde entstaubt und dann Rauch und chemische Kampfstoffe herausgefiltert, so daß in die unterirdischen Räume der Werkgruppe nur saubere Luft gedrückt wurde. Kleine nützliche Filtrierräume standen in jedem Werk zur Verfügung, um die Außenluft zu reinigen und mittels Gebläse mit Überdruck ins innere des Objektes zu leiten. Diese kluge Lösung verhinderte es, dass chemische Kampfstoffen ins Befestigungsobjekt eindringen konnten. Rechts ist die Hauptgalerie in der Richtung der Kasernen auch nur teilweise ausbetoniert. Im Laufe der Arbeiten in den Jahren von 1968 bis 1969, welche zum zugänglich machen der Werkgruppe für die Öffentlichkeit durchgeführt wurden, entfernte man an dieser Stelle eingestürztes Gestein, unter dem sich verschiedene noch erhaltenen Reste der Gleise und Wagen aus der Zeit des Baues befanden. Um den Zutritt zum Nachbarwerk N-S 72 zu ermöglichen, mußten hier dann Stahlausseifungen istalliert werden. Der verbreiterte Raum sollte nach der Fertigstellung im Jahre 1939 als Umladestelle dienen, wo Munition und übrige für das Werk N-S 72 bestimmte Materialien aus den Wagen der Schmalspurbahn auf kleine Wagen mit Gummireifen umgeladen werden sollten. Ein weiterer Teil der Hauptgalerie ist heute verschüttet. Aus diesem Grund betreten die Besucher heute die unterirdische Kaserne aus einem mittlerem Verbindungsgang. Der erste der fünf Säle wurde für als Küche, Lagerräume, WC und Duschen bestimmt und in dem hinteren Teil sollte ein Behandlungsraum entstehen, der vom Rest des Saales durch eine Betonwand getrennt wurde. Die nächsten drei Säle sollten zur Unterkunft der Soldaten und Unteroffiziere dienen. Der letzte Saal war zur Unterbringung der Offiziere bestimmt und außerdem sollten hier auch die Kommandantur der Werkgruppe und die Telefonzentrale plaziert werden. Alle Säle sind nur teilweise ausbetoniert, einige Decken sind mit Backsteinen ausgeführt. Im fünften Saal befindet sich ein Einsturz, der durch die Verschüttung einer Hilfsbauschachtes entstand. Hinter dem Einsturtz befinden sich weitere, ebenfalls nur teilweise ausbetonierte Räume. Das ganze unterirdischen System der Werkgruppe wurde im September 1938 ungefähr zu zwei Dritteln fertiggestellt. Den Durchgang durch die nichtausbetonierte Räume erschweren einige Einstürzte, die regelmäßig in den Verbindungsgalerien verteilt sind. Einige entstanden wahrscheinlich künstlich während der Besetzung. Nur durch die gute Wasserdurchlässigkeit des Gesteins wurden die unterirdischen Räume nicht unter Wasser gesetzt. Zwei Säle unter dem nichtgebautem Werk N-S 77 "Kaplička" für den Minenwerferturm wurden nur grob herausgebrochen. Die beabsichtigte Ausrüstung und Einrichtung des Objektes wurde nie entwickelt und hergestellt. Der Saal für die Kommandantur des Werkes N-S 74 "Maliňák", für den Artillerieturm und die zwei danebenliegende Munitionssäle sind völlig ausbetoniert. Die zwei ersten Prototypen des Turmes befanden sich im Herbst 1938 in Werkstätten der Škoda-Werke in Pilsen, die Produktion der 10cm Haubitzen begann dann pünktlich im September 1938. Die Galerie zum Werk N-S 72 ist bis auf einen kurzen Teil in der Nähe der unterirdischen Kaserne voll ausbetoniert. Sie hat ein etwas kleiners Profil, denn man plante hier keine Schmalspurbahn. Die Treppe zum Werk wurde im Jahre 1938 nur mit einem Holzgeländer ausgestattet. Nach der Ferigstellung sollte der Schacht in der Mitte der Treppe als einen kleinen Munitionsaufzug dienen. Das heutige Metallgeländer entstand erst in 60er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Text: Axel
Fotos:© Jens, historische privat Archiv Axel

                Eingangswerk "ZELENY" 2008 & 1944

Im Hohlgangsystem

 

Eingangssicherung "ZELENY" &

"MUSTEK" 2007 & 1938

 

Quellen:
Dank an F. aus Ebersbach
WILD – Ost – History -  Kathalog 2008 & Erläuterung zur entsprechenden Geschichtsreise
Broschüre „Tschechoslowakische Festungen“ v. Ales Horak. 2003
Privat –Archiv und bei der Erkundung gesammelte Eindrücke & Aussagen
 
Team Bunkersachsen

 

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