Der Sächsische Grenzbote.
Amtsblatt für die Stadt Pausa.
   Zeitung und Anzeiger für die Städte Pausa, Mühltroff und Umgegend.

Nr. 121.         Pausa, Freitag den 9. Oktober 1914.                             36. Jahrg.

 

Seite 2
 

Auf einsamer Wacht

Fern von der Heimat, in finstrer Nacht,
Auf Frankreichs blutigem Boden
Da Steht ein Soldat auf einsamer Wacht,
Und schaut voll Hoffnung nach oben.

Es rauschet leise um ihn der Wind,
Doch er schaut nur in die Sterne,
Im Geiste sieht er sein Weib und Kind,
Aber die weilen in weiter Ferne.

Er erhebt die Hände wie zum Gebet,
Und leise murmeln die Lippen –
Er sieht nicht, daß ihn der Tod umschwebt,
Verklärung liegt in seinen Blicken.

Da, horch, war das nicht von ihm ein Schrei,
Man hat es im Lager vernommen.
Die Kameraden eilen herbei,
Doch der Mörder ist unbestraft entkommen.

Fern von der Heimat im Feindesland,
Fern von all seinen lieben,
Da graben die Kameraden mit eig’ner Hand
Für den, dar da geblieben.

Walter G, Pausa

      
Die Engländer

„Wissen Sie, warum in England das Rasieren jetzt so teuer ist?“
„Weil die Engländer immer längere Gesichter machen.“

Seite 3

Feldpostbrief
Von Paul J. aus Pausa

      Es ist Sonntag vormittag 10 Uhr. Seit Sonnabend früh sind wir wieder Tag und Nacht marschiert. Vor uns ist heftiger Kanonendonner und Gewehrfeuer vernehmbar und schon glaubten wir, mit ins Feuer zu kommen, aber wir, die 133er und 134er, biegen rechts ab. Nach einem längeren Marsche wird plötzlich halt gemacht, und noch wissen wir nicht, was los ist. Aber da heißt es auch schon, ein jenseits der Höhe liegendes Dorf (der Name ist mir entfallen) sei besetzt und ist zu säubern. Es kommt der Befehl an unsere Kompanie: Die ersten beiden Gruppen des dritten Zuges in Richtung des Dorfes schwärmen. Die zweite Gruppe stand unter meinem Kommando. So lange wir noch gedeckt vorgehen konnten, mochte die Sache gehen. Sobald wir aber auf die Höhe kamen, empfing uns aus den Häusern des Dorfes, vor allem aus einem auf gegenüberliegender Höhe befindlichen großen Gehöfte, ein heftiges Feuer. Aber auch wir nahmen das Feuer sofort auf und sahen nach kurzer Zeit, das es Erfolg hatte, denn ein mancher Franzose, der sich sehen ließ oder sein Heil in der Flucht suchte, sank von unsren Kugeln getroffen zusammen. Wir hatten jetzt die ersten Verluste. Von meiner Gruppe verlor ich innerhalb weniger Minuten vier Mann, sodaß ich nur noch vier Mann hatte. Auch die andere Gruppe hatte Verluste. Da endlich kommt Verstärkung und nun geht es mit Hurra den Berg hinunter über Drahthindernisse und Gräben hinweg ins Dorf. Diesmal hatten wir etwas leichtere Arbeit, denn wir brauchten nicht wie sonst jedes Haus einzeln zu nehmen, sondern der Franzose hatte sein Heil in der Flucht gesucht, und wir konnten unsere Kugeln nur noch dem fliehenden Gegner nachsenden, wobei freilich noch mancher sein Leben lassen musste. Aber allen war es doch nicht geglückt zu entkommen. In einem Hohlwege am Ausgang des Dorfes lagen über 100 Franzosen nebst einem Kapitän (Hauptmann), welche bei unserem Erscheinen die Waffen weg warfen, und sich ergaben, trotzdem wir in geringerer Anzahl waren. Es muß ein beschämendes Gefühl sein, wenn man seinen Degen, wie es hier bei diesem Kapitän der Fall war, an einen Unteroffizier abgeben muß, denn einen Offizier hatten wir bei dieser Abteilung nicht dabei.
Man sah es dem französischen Offizier auch an, er tat es nur ungern. Nachdem das Dorf nach Waffen und etwa noch versteckten Soldaten gründlich durchsucht und alle diejenigen Häuser wo nachgewiesen werden konnte, das aus denselben Zivilbevölkerung auf unsere Truppen geschossen hatte, in Brand gesteckt waren, war für heute unsere Arbeit getan und die Kompanie sammelte vor dem Dorfe. Der Erfolg für die Kompanie an diesem Tage: 156 Mann und 2 Offiziere als Gefangene. Doch auch wir hatten den Verlust von 7 Toten und 11 Verwundeten zu beklagen. Nachdem wir unseren toten Kameraden die letzte Ehre erwiesen und sie in ein gemeinsames Grab gelegt hatten, konnten wir einige Stunden der Ruhe pflegen, um dann am Abend den Vormarsch weiter fortzusetzen.


In Original – Rechtschreibung und Grammatik von 1914 wiedergegeben.  

Feldpostkarte abgestempelt 1914

 

Auf der Rückseite:

Der Weltkrieg 1914

Einnahme der französischen Grenzfestung Givet 31. August 1914

Während sich die deutshen Armeen von der belgischen Grenze aus stark nach Süden bewegten, wurde die hinter ihner Front befindliche Grenzseite Givet durch Beschießug zu Fall gebracht. Die Befestigungen der Stadt Givet , die in einen tief in Belgien hineinreichenden Einschnitt an beiden Ufern der Maas gebettet ist, ziehen sich an den Höhen hin, während sich das Hauptfort auf einem 215 m hohen Felsen erhebt. Die Fsetung mußte genommen werden, um einer Bedrohung der Truppen im Rücken vorzubeugen.

 

© Abschrift & Feldpostkarte: Privat Archiv: Axel

© Team Bunkersachsen 2012

 

 

 

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