Erlebnisbergwerk „GLÜCKAUF“ Sondershausen
Das Erlebnis unter der Stadt
& Heeresmunitionsanstalt der Wehrmacht Sondershausen

 

Teil 1; Das Erlebnisbergwerk
Teil 2; Die Heersesmunitionsanstalt

Signaltafel für den Förderschascht



Teil 1.
Es war ein völlig neues Befahrererlebnis für einige Mitglieder unserer Gilde. Die "VDL Plauen", Vertriebsfirma der hiesigen Tageszeitung „Frei Presse“, hatte für seine Austräger eigens diese Ausfahrt nach Sondershausen ins Erlebnisbergwerk und ehemalige Heeres - Munitions - Anstalt der Wehrmacht organisiert. Durch die Mitnahme von Begleitpersonen kamen immerhin drei „Bunkersachsen“ in den Genuss, an dieser Befahrung teil zunehmen. Nun, da es immerhin fast 120 Austräger und Gäste waren, musste ganz einfach die Qualität der Besichtigung der wunderschönen alten Kaligrube darunter leiden. Ein gewisser Zeitdruck hatte zur Folge, das alle Punkte in einer ziemlich schleunigen Abfolge realisiert werden mussten. Es waren immerhin zwei Gruppen von je 60 Personen. Klar, und jeder wollte alles sehen.
So bleib zum Beispiel im hergerichteten Museum für die ehemalige HMA der Wehrmacht kaum Zeit, die aufwendig hergerichteten Schautafeln mit reichlich historischen Bildmaterial versehen, anzuschauen, geschweige denn die Texttafeln in Ruhe zu studieren. Auch die Original Exponate konnten nur überflogen werden. Um es aber gleich ganz klar zu sagen. Die Mitarbeiter des Erlebnisbergwerk „GLÜCKAUF“ geben sich alle Mühe, Auskunft zu geben, Fragen zu beantworten und auch sonst mit Rat und Tat dem interessierten Besucher zur Seite zu stehen. Und, dies ist meine ganz persönliche Einschätzung. Sicherlich ist es auch der Tatsache geschuldet, das wir (die Bunkersachsen) natürlich immer soviel wie möglich bei einer Befahrung erkunden und sehen möchten.
Nachdem wir die Sohle auf fast 700m über den Förderkorb des Schachtes „GLÜCKAUF“ erreicht hatten, ging es nach einigen Metern, vorbei an der Schutzpatronin der Bergleute, der „Heiligen Barbara“ und teils schwerem Gerät der Kaligrube zum ersten Höhepunkt der insgesamt spannenden Tour. Dem unterirdischen Fuhrpark der Stollenflitzer für den rasanten Besuchertransport. Nach einer musikalischen Einlage des uralten Liedes der Bergleute, „Glück Auf, Glück Auf, der Steiger kommt ...“ mit Mundharmonika durch eine Teilnehmerin, ging es mit gefühlten 60, vielleicht 70km/h fortan durch das unterirdische Labyrinth der alten Kaligrube. Der sogenannte Tunnelblick ließ auf Grund der Geschwindigkeit in den Stollen das gefühlte Tempo weit vom tatsächlich gefahrenem abweichen. Es sollen gerade einmal knapp 30 bis 35 km/h gewesen sein, wurde von unserem Fahrer versichert. Aber man spürte sofort die Routine der Bergmänner im Umgang mit den Pritschen - Flitzern, den umgebauten Besucherfahrzeugen.
Der erste Stop der unterirdischen Rallye erfolgte bei 700m Deckengebirge an einem faszinierendem Stossstück der Strecke (Stoss - Stollenwand). Hier sind alle drei auftretenden Salzarten auf einem Blick zu finden. (Hartsalz, Canallitit und Steinsalz). Das interessante sind die farblichen Unterschiede der geschwungenen Gesteinsstrukturen, die Sattel.
Das Kalisalz wurde in erster Linie für die Landwirtschaft als Düngemittel hergestellt. Die Einstellung der Kaliproduktion erfolgte 1991. Seit 2004 wird Steinsalz, überwiegend als Streusalz für den Winterdienst abgebaut.

 

Die "Bergwerksflitzer"

Die verschiedenen Salzablagerungen

Versatzstollen, das heißt, nach Einstellung der Förderung werden diese Stollen wieder verfüllt.

 

Die Entstehung von Salzlagerstätten ...
... erläuterte der schwedische Carl Ochsenius mit seiner 1877 veröffentlichten „Barrentheorie“

Ein Meeresbecken wird durch eine Barre (Untiefe) abgetrennt, die durch Hebung oder Senkung des Meersebodens entsteht. In diesem vom Meer abgetrennten Becken ist die Wasserverdunstung größer als die nachfließende Wassermenge.
So steigt die Konzentration der im Becken gelösten Salze durch Verdunstung an, die verschiedenen Salze kristallieren aus und setzten sich gemäß ihrer Löslichkeit am Boden ab. Der Abscheidungszyklus dauert über mehrere Millionen Jahre. Als erste Salze lagern sich Karbonate (Kalk) am Boden des Beckens ab, danach Gestein (Gips und Anhydrit), zuletzt scheiden sich Steinsalz und die leicht löslichen Kalisalze ab.
[2]

Abenteuer
"Arschleder" nennt der Bergmann einen Lendengürtel mit Rückenfortsatz, der die Jacke zusammenhält. Wer einen Mordsgaudi erleben will, kann damit auf einer 52m langen Rutsche mit 40 Grad Gefälle durch den Berg rasen.
Eher romantisch geht’s bei einer Kahnfahrt aus dem Salzsee zu. In originalen Spreewaldkähnen gondeln Sie vorbei an Wasserfällen durch den geheimnisvollen Berg. Vergessen Sie aber nicht, die heilige Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute zu grüßen“
[1]


Der zweite Halt der vom Erlebnisbergwerk durchgeführten Tour erfolgte am unterirdischen Salzsee. Schnell sind die Pritschen der Besucherfahrzeuge verlassen um dieses farbenprächtige Spektakel zu genießen. Auf der Fahrt mit den Original Spreewald Kahn für jeweils bis zu 10 Personen glitten wir über einen reinen See aus Salzlauge. Die Fahrt beginnt  vorbei an einer farbig angestrahlten Felsnische. Bläulich schimmert diese im salzigem Gewässer. Und dann taucht sie auf: Auf einem Sockel stehend mitten im laugenhaltigen Salzsee, die „ Heilige Barbara“, Schutzpatronin der Bergmänner. In wie vielen Stunden mag sie wohl schon eingeschlossenen Bergleuten Trost gespendet haben, bei wie vielen vermochte sie wohl trotz flehen und beten nicht zu helfen?
Kaum hat man diese Stelle passiert zeigt sich dem Betrachter ein faszinierendes Schauspiel. Durch gezielt installierte Strahler spiegelt sich die Firste (Stollendecke) im See und verzaubert das Geschehen in ein märchenhaftes Ambiente.
Bei dieser wunderschönen und leider viel zu kurzen Kanufahrt fast 700m tief im Berg lauschten wir im weiteren Verlauf gespannt dem „Fährmann“, als er die Sage vom Schwan mit dem goldenen Ring im Schnabel erzählte.
„Unter einem alten Berg in Sondershausen schwimmt ein weißer Schwan mit goldenem Ring im Schnabel der das Gleichgewicht der Erde aufrecht erhält. Verliert der Schwan aber diesen Ring, geht die ganze Welt unter“.
Sachte gleitend ziehen wir vorbei am weißen Schwan, den Ring fest mit seinem Schnabel umschlossen. Über dem Schwan ist die Umgebung von Sondershausen in Miniaturformat dargestellt und farblich in Szene gesetzt.
Die gut 3 minütige Fahrt endet mit einem Blick auf den Salzwasserfall der den unterirdischen See mit der hochkonzentrierten Lauge speist. Schön durch passendes Licht in Szene gesetzt gibt es der ganzen Atmosphäre einen märchenhaften Anstrich.
Interessant der nicht gar zu ernst gemeinte Hinweis unseres Kapitäns beim Anlegen an den Bootsteg;
„Frauen steigen bitte links aus, die Herren rechts“.
Auf welcher Seite vom Kanu es in die salzhaltige Lauge ging muß wohl nicht besonders hervorgehoben werden, oder?

Der weiße Schwan mit dem goldenen Ring im Schnabel


Weiter ging es mit der rasanten Fahrt durch die Stollen der alten Grube zum imposanten
Festsaal
„Geologisch ist der Festsaal im sogenannten Staßfurt - Steinsalz (Na2) aufgefahren. Seine Decke oder bergmännisch die Firste ist kuppelförmig ausgeprägt. Dadurch ergibt sich im Bereich der menschlichen Stimme eine beeindruckende Akustik. Durch seine Nähe zum Schacht ergeben sich nur kurze Wege sowie eine angenehm temperierte, leicht nach Salz riechende Luft, die bergmännisch als Wetter bezeichnet wird. Der Festsaal bietet etwa 60 Personen Platz. Er ist mit allerlei bildlichen Dokumenten des Bergwerkes, einigen geologischen Anschauungsstücken aus Salz sowie einem beeindruckenden Kronleuchter mit drei Meter Durchmesser ausgestattet.
Je nach seiner Nutzung werden Tische und Stühle im Festsaal variabel angeordnet. Höhepunkte waren die bisher durchgeführten Trauungen. Der Festsaal erhält dann die offizielle Bezeichnung "Trausaal der Stadt Sondershausen".
Genutzt werden kann der Festsaal im Rahmen der vorhandenen Sitzplätze für eine Vielzahl von Veranstaltungen oder Jubiläen privater oder geschäftlicher Art. Eine vollständige gastronomische Betreuung wird durch ein ortsansässiges Cateringunternehmen garantiert. Sonderwünsche wie musikalische Umrahmung, fachliche Informationen, Internetanschluss sowie Overhead- oder Diaprojektor können nach Absprache zur Verfügung gestellt werden. Sollten Sie an einer der touristischen Führungen im Bergwerk teilnehmen, gehört der Festsaal zum Programm und wird Ihnen von unseren Mitarbeitern vorgestellt“.
[5]

Der Konzertsaalsaal, „Klang - Schacht“
„Nach intensiven Vorbereitungs- und Projektierungsarbeiten sind die Räumlichkeiten für den untertägigen Konzertsaal im Grubenfeld der GSES Glückauf Sondershausen Entwicklungs- und Sicherungsgesellschaft mbH aufgefahren worden. Dieses Vorhaben stellte den Schwerpunkt der Weiterentwicklung touristischer und kultureller Highlights der Erlebnisbergwerk - Betreibergesellschaft mbH dar.
Besondere Herausforderung für die Planer und Bergleute war die Umsetzung der im Vorfeld anhand von Modellen berechneten Geometrie des Raumes. Die vorgegebene Kontur sollte eine hochwertige Akustik gewährleisten, was auch in hohem Maße gelungen ist. Die Abmaße des Konzertsaals in 650 m Teufe betragen 26 m in der Länge, 18 m in der Breite und 9 m in der Höhe. Hinzu kommen umfangreiche Nebenräume wie Garderobe, Elektroversorgung, Umkleideräume etc.
Nach Fertigstellung der Auffahrungen und Nebenarbeiten Anfang 2001 bietet der Konzertsaal nun 300 Personen Platz und steht ebenfalls für Veranstaltungen aller Art zur Verfügung. Durch die unmittelbare Nähe des Konzertsaales zum Schacht I und zum vorhandenen Festsaal werden unter Tage nur kurze Wege zu bewältigen sein“.
[5]

Der "Klang - Schacht"

 

Geschichte
„Die Geschichte der ältesten befahrbaren Kaligrube der Welt beginnt am 01. Mai 1893 mit dem Abteufen des Schachtes I (Brügmanschacht). Rund zwei Jahre später war man bei der Endteufe 670m unter der Erde angelangt. Fast 100 Jahre lang währten der Abbau des „Weißen Goldes“ und seine Verarbeitung zu Kali - Düngemitteln. Bis zu 2,5 Millionen Tonnen betrug die jährliche Förderung. Die weithin sichtbare Abraumhalde lässt erahnen, welche riesigen Hohlräume 700 - 1050m tief unter der Erde entstanden sind. Das weit verzweigte Netz unterirdischer Stollen hat eine Dimension, die mit dem Straßennetz der Stadt Erfurt vergleichbar ist. Die Endgültige Einstellung der Kaliproduktion erfolgte am 21.06.1991.“
[1]

Eine wunderschöne, rasante, kurzweilige und nicht zu letzt spannende Erlebnistour neigte sich seinem Ende. Es folgte ein kräftiges Menü in einem eigens hierfür hergerichteten Stollen in romantischer Beleuchtung, ehe uns der Förderkorb wieder an Tageslicht brachte.
Ein Dankeschön den Organisatoren von "VDL - Plauen" & "Freie Presse", den Mitarbeitern des Bergwerkes und ein käftiges Glück Auf !

Text: Axel
Fotos: © Rainer, Rene

Quellen:
[1] Broschüre Besucherbergwerk
[2] Schautafel
[3] Gezähekiste, Heft 8, Ausgabe: 02 / 2011
[4] Gespräch mit einer Zeitzeugin, Arbeiten im Schacht HMA des Heeres Wolkramshausen
[5] www.erlebnisbergwerk.com/

Weiter mit Teil 2 unter U - Verlagerungen, HMA des OKH Sondershausen

© Team Bunkersachsen 2012

 

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