Gau Schlesien mit seiner ehemaligen österreichisch – preußischen

Festung Glatz

Januar 1945 Deckname "Birnbaum"

 


Nach dem schlesischen Krieg fiel die Festung 1763 an Preußen und wurde unter Friedrich II. wieder auf- und ausgebaut. Heute ist sie das bedeutendste und am besten erhaltene Befestigungsbauwerk des 18 Jahrhunderts in Polen. Die Festung Glatz ist fast gleichzeitig durch den Verlust Schlesiens von Österreich mit der Festung Josefsadt (siehe entsprechenden Bericht) entstanden. Dadurch sollte Böhmen gesichert werden.
Steile Abbrüche und gewaltige Festungsmauern umgeben die wehrhafte Bastion mit einem ausgeklügelten System von Festungsgräben. Im oberen Innenhof sind noch deutlich lesbar die Verwendungszwecke verschiedener Räume durch die einstigen Besitzer zu lesen. So zum Beispiel die Gewölbe der BÄCKEREI, das ZEUGHAUS und andere verschieden Bastionsbereiche.

Die Festung Glatz zeichnet sich durch ca. 32 kilometerlange Minengänge aus. Minengänge sind kleine vorgetriebene Stollen die unter das vermeintliche Schlachtfeld vor der Festung führten, bzw. das Aufmarschgebiet der feindlichen Truppen. Am Ende eines jeden der Gänge, Stollen, wurden in kammerartigen Räumen Pulverfässer platziert. Die Kammern wurden vermauert oder angefüllt. Ergab sich die Lage das der Feind über den weiträumig angelegten Minengängen aufmarschiert oder in Stellung gegangen war, konnten die Lunten gezündet und dem Gegner schwere, aber vor allem überraschende Verluste zugefügt werden. In der Regel umgaben die Minenstollen fast spinnennetzartig die Festung (en) großräumig. Mit dem Bau der Festungsbastion Glatz wurden wahrscheinlich erstmals Schiessgalerien in das Verteidigungskonzept mit aufgenommen. Sie befanden sich auf der abgewanden, inneren Seite der Festungsmauer. Bei einem etwaigem eindringen des Feindes über die ersten Mauern befand er sich praktisch in einem Gang, ähnlich einem Burggraben. Von nun an konnte nun der Gegner aus mindestens zwei Richtungen wirksam durch die Schiessscharten in den gegenüber liegenden Mauern bekämpft werden. Natürlich waren die Schiessöffnungen so angelegt, das sich die eigenen Soldaten nicht gegenseitig hätten treffen können. Somit wäre der Angriff unterbunden oder stark verzögert worden. Der Feind hätte auf jeden Fall erhebliche Verluste bis dahin zu verzeichnen gehabt. Unter diesen gegenüberliegenden Verteidigungsmauern verliefen auch die ersten schon erwähnten Minengänge, hier zwischen 6 bis 8 m tief.  Diese zweigten dann wiederum nach rechts und links ab, das setzte sich noch einige male so fort bis das Umland der Bastion weiträumig untergraben war. Man kam praktisch im Idealfall mit den Sprenggängen immer unter die angreifenden oder aufmarschierenden Truppen, und eben auch im eigentlichen inneren Festungsbereich.

Die wuchtigen Mauern der Bastion sind an den strategisch wichtigen Punkten zwischen zwei bis mindestens vier Meter stark. Wie auch in späteren Verteidigungsbauten verjüngen sich die Scharten für die Kanonen unterschiedlicher Kaliber zwischen den massiven Granitsteinblöcken.

Zur Führung durch die Minengänge muß kritisch angemerkt werden, dass deutlich eine gewisse Abneigung gegen uns deutsche Besucher zu spüren war. Unser Eintrittsgeld war ja noch gut genug, aber dann war es auch schon vorbei mit der polnisch – deutschen Freundschaft. Nun, wir ließen uns trotz Missfallens des polnischen Führers zurückfallen, und erkundeten nun mehr oder weniger selbstständig die unterirdischen Spreng-, Pulver- und, oder Minengänge. In den Stollen geht es nun hin und wieder treppauf, treppab im umlaufenden Stollengang um dann immer wieder in andere Gänge abzuzweigen. Alle sind komplett gewölbeartig ausgemauert. Entwässerungsstollen durchziehen nebenher die mannshohe unterirdische Anlage. Irgendwann gelangt man dann unter den vordersten Festungsgraben, also dem eigentlichem Feindgebiet im Außengelände.
Je nach Bereich tauchen dann später auch die Schießscharten auf und man sieht bei Hinausschauen die Festungsmauer mit ihren gegenüberliegenden Verteidigungsscharten im Burggraben. Über den Schießscharten sind jeweils kleine Abzugsschächte zur Pulverdampfabsaugung angelegt. Die gesamte Anlage war somit hinter den Mauern an jeder Ecke und Seite einsehbar und gut zu verteidigen. Der Burg- oder Festungsgraben war somit flankierend gesichert. An einigen Stellen im inneren Festungsbereich befinden sich knapp unter dem Erdboden im Stollen mit Nieten beschlagene Stahltüren die bei dem Einfall des Feindes in den Festungsbereich von innen geöffnet werden konnten und der überraschte Feind sich unvermittelt dem Kampf Mann gegen Mann gegenüber sah.
Für die Führungen sind kleine Wandleuchten angebracht. Die Mineure allerdings hatten früher natürlich keine Beleuchtung untertage bei ihrem brisanten Auftrag. Kerzen oder gar offenes Feuer war natürlich hier unten bei strengsten Strafen verboten, bis hin zur Todesstrafe. Zur Orientierung hatte man beim anlegen der Stollen Kupfer-, Keramik-, später auch Blechtafeln mit großaufgebrachten Ziffern angebracht. So mussten sich die Soldaten durch abtasten, ähnlich wie bei der Blindenschrift allerdings nur in Zahlen, in dem weitverzweigtem System zurecht finden. Wobei allerdings sicherlich nach Fertigstellung die verschiedenen Abteilungen immer im gleichen Bereich ihren Dienst versahen. Die Kommunikation von den unterirdischen Anlagen zu den oberen, sich im freien befindlichen Offizieren erfolgte über spezielle Meldegänger. Dieser teilte mit wo sich im Moment der Feind befand, und es wurde festgelegt an welcher Stelle die entsprechend vorbereiteten Sprengkammern sprichwörtlich unter den nichts ahnenden Gegnern in die Luft gejagt werden sollten.
Temperatur und die Belüftung sind völlig in takt und die Minengänge fast vollständig trocken. Ich kann mich nicht entsinnen Brunnen in den im unterirdischen Bereich gesehen zu haben, bin mir aber fast sicher das diese vorhanden sind. Auch ist anzunehmen, das noch einige der Minenstollen unerforscht sind..

In einer Broschüre über die Festung Glatz ist zu lesen, das zwischen 1944 und 1945 von der Firma AEG Lodz Teile für U – Boote sowie auch für die V1 und V 2 hergestellt worden sein sollen. Bisher haben wir leider noch keinerlei Hinweise auf den Deckname dieser Produktionsstätte. Es sind aus dieser Zeit noch Stromversorgungsanlagen an den Festungsmauern zu sehen, aber sie sind natürlich kein Indiz für eine kriegswichtige Produktionsverlagerung. Andererseits war natürlich solch eine wuchtige Bastion auch gleichzeitig ein Bollwerk gegen angreifende Luftwaffenverbände mit ihren schier unersättlichen Bombenschächten. Im Betrieb der Auslandsniederlassung AEG Łódź (Litzmannstadt) wurden Produktionsstätten eingerichtet. Ein Teil des "Röhrenwerk AEG Łódź" wurde im Sommer 1944 zusammen nach Ulm auf die Festung Wilhelmsburg, und ein Teil hierher nach Glatz verlegt.

Alphabetisches Decknamenverzeichnis unterirdischer Bauten nach dem Stand vom 15. Januar 1945, ausgefertigt vom Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion, Amt Bau - OT, Amtsgruppe Technik.
Festung Glatz - Deckname "Birnbaum", Objektnummer 336

Siehe U - Verlagerungen "Birnbaum"

Quelle: Decknamenverzeichnis unterirdischer Bauten / Wichert

Text: Axel
Fotos: © Jens, Gotti, Axel & Stefan K.

Bilder 1 bis 5. Der Festungsbereich

In den Spreng- & Minengängen

Wasserstollen

Schießscharte im Burggraben

 

Aus einer Vermisstenanzeige im Jahr 2012 geht hervor, das zumindes im Februar des Jahres 1945 Angehörige der "Division - Kampfgruppe Hermann Göring" auf der Festung Glatz stationiert waren oder Aufgaben durchzuführen hatten.

Quelle:
Am Tage gesammelte Eindrücke und Aussagen


Team Bunkersachsen & www.historytours.de/

Aus unserem Gästebuch vom 08.01.2012

Es Grüßt ein Urenkel eines jungen Mannes der wegen Majestätsbeleidigung 1834-39 in Glatz festgesetzt war! Bin beeindruckt!

Aus unserem Gästebuch vom 24.03.2012

... Mein Vater Heinz Gericke aus Berlin war mit seinem Wiener Freund Carl Grosse - beide schon lange tot - in der Festung Glatz inhaftiert (40/41?); sie konnten erfolgreich fliehen. Näheres könnte ich von Muttern erfragen.


 

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