Auszug aus "1 000 Worte Luftschutz, 1937"

Der zivile Luftschutz
"Als Deutschland in der Luft militärisch noch vollkommen wehrlos war, glaubten viele, daß der zivile Luftschutz nur ein Notbehelf und nur Ersatz für den fehlenden militärischen Luftschutz sei. Nachdem jedoch wieder Flugzeuge und Flugabwehrkanonen den Schutz des deutschen Luftraumes übernommen hatten, meinte deshalb mancher, daß nunmehr die weitere Vorbereitung des zivilen Luftschutzes überflüssig sei. Diese Überlegung ist jedoch ein gefährlicher grundsätzlicher Irrtum.

Schon der Weltkrieg (gemeint ist hier der erste. A.F.) hat gezeigt, daß der zivile Luftschutz, damals Heimatschutz genannt, eine unbedingt notwendige Ergänzung der militärischen Maßnahmen zur Abwehr von Luftangriffen ist. Je weiter die Luftwaffe in ihrer Entwicklung fortschritt, um so mehr bestätigte sich diese Feststellung. Zahlreiche Manöver in allen luftgerüsteten Staaten haben einwandfrei erkennen lassen, daß selbst unter den günstigsten Voraussetzungen und bei Einsatz stärkster Abwehrmittel auf engstem Raum nicht verhindert werden kann, daß wenigstens ein Teil der "angreifenden" Bombenflugzeuge sein Ziel erreicht. Die gewaltigen Geschwindigkeiten und Flughöhen moderner Bombenflugzeuge, dazu die mögliche Ungunst der Witterungsverhältnisse und die Bordwaffen, über die Bombenflugzeuge heute verfügen, sind die Erklärung dafür. So mußten z. B. bei großen Luftmanövern in England die militärischen Stellen zugeben, daß im Ernstfall unter den gleichen Bedingungen London zerstört worden wäre! Zu dem gleichen Ergebnis kamen die Franzosen bei "Luftangriffen" auf Paris, die Italiener, die Japaner und viele mehr. Deshalb haben auch alle Staaten seit jeher auf die Vorbereitung des zivilen Luftschutzes größten Wert gelegt.

Die Bestätigung, daß deshalb auch in Deutschland auf den zivilen Luftschutz nicht verzichtet werden kann, gab der berufene Sachkenner, der Oberbefehlshaber der Luftwaffe Hermann Göring, selbst, als er sagte:
  "Wenn wir eine Luftflotte noch so groß aufbauen würden; wenn wir an allen Ecken und Enden Zehntausende von Kanonen und Maschinengewehren aufstellen würden, um den deutschen Luftraum zu verteidigen; so würde das niemals ausreichen, um unserem Volk einen wirklichen Schutz zu gewähren, um die Volksgenossen vor den ungeheuren Folgen eines Luftkrieges zu bewahren! So kommt dem Luftschutz eine unendlich wichtige Aufgabe zu!"

Quelle: "1 000 Worte Luftschutz" - Herausgegeben vom Präsidium des Reichsluftschutzbundes, Berlin Dezember 1937  
           1. Auflage; Mit Unterstützung der Daimler - Benz A.G., Stuttgard / Untertrürkheim


LS - Keller in Pausa

Wie das Leben so spielt. Da wird unsere jüngste im Bunde, Lori, auf der Straße von einer älteren Frau angesprochen, wie lange sie schon mit den "Bunkersachsen" unterwegs sei, und ob man sich auch für den Luftschutz in einfachen Wohnhäusern interessiere. Das bemerkenswerte daran ist, neben der Tatsache das sie über unsere Tätigkeit informiert war, daß sich das Gespräch in Loris unmittelbarer Nachbarschaft abspielte. Die ältere Dame gewährte uns später einen Einblick in die alten Kellerräume und berichtete uns darüber hinaus auch wo sie sich mit ihren Eltern, Großeltern und Geschwistern sowie Bewohnern aus der Nachbarschaft bei überfliegen alliierter Bombergeschwader aufhielten. Nun, diese Kellerräume wurden für "Luftschutz tauglich" erklärt und der umliegenden Bevölkerung für den Ernstfall zugeteilt. Der eingesetzte Luftschutzwart war seinen Aufgaben gemäß dann verantwortlich den der Luftschutzordnung entsprechenden Anweisungen folge zu leisten und diese reibungslos umzusetzen.

Der Keller selbst ist ein typischer Keller eines Wohnhauses der damaligen Zeit. Allerorten wurden die Keller von in Frage kommenden Wohnhäusern nach der Tauglichkeit für den Luftschutz aufgesucht und bewertet. Einige Deckenverstärkungen sind die wenigen Spuren welche auf den Umbau für Luftschutzzwecke hinweisen.  

Unterhalb dieser Kellers befinden sich in den Fels roh geschlagene uralte Erzgänge die für die dort ansässige Bevölkerung genutzt wurde. Diese Stollen sollen teilweise bis mindestens 80m in das Gebirge reichen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß nahe der LS - Stollen in der damaligen "Pausaer - Tüllfabrik" ab 1944 bis Kriegsende Leiterplatten für die gefürchtete Flügelbombe V 1 hergestellt, das heißt in diesem Fall gelötet wurden. Entsprechende Zeitzeugenberichte liegen uns vor.

Pausa selbst geriet nicht ins Fadenkreuz der unheilbringenden Bombergeschwader und wurde demzufolge auch nicht bombardiert. Lediglich in der Nähe des Bahnhofes soll es zu einem "Notabwurf" gekommen sein. Über Todesopfer ist nichts bekannt.

Text: Axel
Fotos: © Lori

Hier einige Fotos des beschriebenen LS - Kellers in Pausa / Vogtland.

 

Zugang über eine Falltür & einige Ausbaustellen

Brunnen

 

Die ehemalige Pausaer - Tüllfabrik, ab 1944 Produktionsstätte für gelötete Leiterplatten der Flügelbombe V 1

Fotos © Axel

Von einer Zeitzeugin zeichnerisch wiedergegebene Darstellung einer von ihr gelöteten Leiterplatte, ...

... und zwei der verschlossenen zum Luftschutz genutzten Erzstollen. Vor der Verwahrung der Stollen haben noch Anwohner und die Tüllfabrik Müll und Industriestoffe in ihnen entsorgt.

 




© Team Bunkersachsen 2012




 

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