Die Geschichte der Seefeste Swinemünde

Die ersten Befestigungen an der Swineflußmündung erbaute Anfang des 17. Jahrhunderts Albrecht von Wallenstein. Während des dreißigjährigen Krieges kam es zu schweren Kämpfen. Danach gehörte Swinemünde zu Schweden, das die bestehende Verteidigungsschanze ausgebaut hat. Im Jahre 1721 wurde Swinemünde an Preußen zurückgegeben. Mitte des 18. Jahrhunderts erklärte König Friedrich II Swinemünde zum Seehafen und verlieh ihr die Stadtrechte. Die nächste Invasion hat die Stadt Swinemünde im Jahre 1757 erlebt, als die schwedischen Truppen unter der Führung des Hauptmanns Blessingh den Seehafen stürmte. Für die Verteidiger erwiesen sich die hiesigen Befestigungen als sehr hilfreich. Aufgrund schwedischer Bedrohungen im Jahre 1759 entstand der Ausbauplan der Festung, der bis zu den Napoleonischen Kriegen realisiert wurde. Im Jahre 1801 waren in Swinemünde nur drei Infanteriekompanien und eine Batterie der Feldartillerie stationiert.
Im Jahr 1806 bestand die ganze Garnison nur aus einer Invalidenkompanie. Im selben Jahr marschierte die französische Armee, unter der Führung von General Bertrand, die sich auf dem Weg nach Kolberg befand, in Swinemünde ein. Danach stationierte in Swinemünde der Stab des Generals Ruby, der Befehlshaber der französischen Armee auf Usedom war. Im Jahre 1807 war Pommern Partisanenkampfraum des Ferdinand von Schillas. Im Frühling drang für kurze Zeit eine von seinen Truppen in die Stadt ein.
Im Juli desselben Jahres erreichte ein Korps des Feldmarschalls Blücher die Stadt. Im Jahre 1812 marschierten wieder französische Truppen unter der Führung von General Gutteau in Swinemünde ein. Seine Pioniere erbauten auf beiden Seiten des Kanals hölzerne Befestigungen "Osterkopf" und "Kronprinz". Zwei Jahre später wurden sie durch einen schweren Sturm zerstört. Die Franzosen haben sich nach zwei Jahren aus der Stadt zurückgezogen. Ihren Platz hat das brandenburgische 11. Artillerieregiment eingenommen. Zur selben Zeit wurde der hiesige Befehlshaber, Kapitän Gädicke, zum Stadt- und Hafenkommandant ernannt.
In den Jahren 1815 - 1848 bestanden die Swinemünder Befestigungen immer noch aus alten Holzforts und provisorischen Artilleriestellungen. Ab 1831 bestand die Stadtbesatzung aus Truppen anderer Garnisonen: ein Batallion aus dem Kaiser Franz Regiment und später Grenadiere aus dem zweiten Regiment "Gardegrenadiere". Im Jahre 1834 entstand die örtliche Hafeneinheit; sie bestand aus 2 Offizieren und 60 Soldaten. Im Jahre 1846 beschloss die preußische Regierung den Bau gemauerter Forts in Swinemünde. Mit den Bauarbeiten wurde nach Ausbruch des 1. Krieges mit Dänemark in den Jahren 1848 bis 1849 begonnen.
Die Hafenblockade begann durch die dänische Fregatte "Haffrowen". Die provisorischen Festungsarbeiten wurden von dem jungen Pionierkapitän von Eickstädt geleitet; er verpflichtete dazu die gesamte örtliche Bevölkerung und die Armee. Die Erdwälle, die in dieser Zeit aufgeschüttet wurden, verwertete man später zu Teil bei dem Festungsbau. Als Baubeginn der Swinemünder Festungsanlagen wird deshalb das Jahr 1848 angenommen, obwohl die erste Festung -Werk I - erst in den Jahren 1849 - 1856 entstand.
Im Jahre 1854 begann der Bau der Verteidigungsfestung für die Infanterie -Werk III- (heutige Engelsburg) am Westufer des Hafenkanals. Zwei Jahre später fing gleichzeitig der Bau von zwei Artillerieredouten -"Ostbatterie" und "Westbatterie" an. So ist ein gemauerter Verteidigungskomplex an der Swinemündung entstanden. Er bestand aus zwei Strandforts, zwei Landesverteidigungsforts und einem Befehlsfort sowie aus dem Lünettensystem und den Infanterieschanzen, die aufs Vorfeld vorgeschoben wurden. Im Jahre 1853 ist aus Swinemünde eine Militärgarnison geworden und 10 Jahre später zur Festung dritten Ranges erklärt worden. Im November 1863 musste sich die neu entstandene Festung auf den nächsten Konflikt mit den Dänen vorbereiten. Im Januar 1864 blockierten wieder zwei dänische Korvetten den Swinemünder Hafen. Der Festungskommandant, Major Petzel, gab Order, die Lichter auf den Wellenbrechern zu löschen und mit Hilfe von gewaltigen Eisenketten den Hafen zu schließen. Auf Dünen und Molen wurde zusätzliche Infanterie eingesetzt. Die Garnisonslage war gegenüber dem Jahr 1848 wesentlich verbessert worden, denn die Stadt besaß solide, gemauerte Befestigungen, die durch Wassergräben und Artillerie geschützt waren. In Swinemünder stationierte ein großes Armeekontingent, das aus Truppen des zweiten Grenadierregiments, des 42. Infanterieregiments, des 54. Infanterieregiments und der 2. Artilleriebrigade bestand. Die preußische Artillerie und Infanterie besaßen mittlerweile Hinterlader Drallschusswaffen mit höherer Schnelligkeit und Reichweite. Zwischen der Festung und Berlin gab es schon zu dieser Zeit eine telegrafische Verbindung. Der Hafen war damals schon Stützpunkt der preußischen Flotte an der Ostsee, in dem Kriegsschiffe stationiert waren in dem Seekampf am 17.3.1864 am Kap Jasmund auf Rügen teilgenommen haben. Die Jagd und der Sieg der preußischen Kriegsschiffe gegen die dänische Flotte wurde vom Swinemünder Strand aus beobachtet. In dem Seekampf fielen 5 preußische Matrosen, die mit allen Ehren auf dem städtischen Friedhof beigesetzt wurden.
Im Juli 1870 wurde in der Swinemünder Festung Alarm ausgerufen. Das war der Beginn des französisch-preußischen Krieges. Man erwartete den Angriff der französischen Flotte. Die Garnison wurde mit zusätzlichen Truppen verstärkt. Der Hafenbauinspektor Alfen lies vier kleine Segelschiffe zwischen den Wallenbrechern versenken, um die Hafeneinfahrt zu blockieren. Im August 1870 tauchten die französischen Schiffe an der dänischen Küste auf. Swinemünder Zimmermänner bauten in der Hafeneinfahrt Balkensperren. Jeden Tag arbeiteten ca. 100 Einwohner im Artillerielagerhaus für die hiesige Garnison.
Die französische Flotte kam am 18. August 1870 auf der Swinemünder Reede an. Vier große Kriegschiffe ankerten in der Hafeneinfahrt und ließen durch Hafenlotsen die Nachricht über den Beginn der Blockade überbringen. Daraufhin bereitete sich die Stadt auf die Verteidigung vor und ließ unter anderem das Stadtarchiv nach Anklam auslagern und die im Hafen stationierten preußischen Kriegsschiffe zogen sich in die alte Swine zurück.
In den Artilleriefestungen "Ostbatterie" und "Westbatterie" wachten die Kanoniere aus der Kolberger Einheit an schweren Geschützen. Die Küste wurde gemeinsam von der Armee und der städtischen Bürgerwehr unter der Führung des Oberforstmeisters Brandt bewacht.
Der französische Angriff ließ über ein halbes Jahr auf sich warten und ist mit gegenseitiger Streitkräftedemonstration beendet worden. Frankreich hat den Krieg verloren und im März 1871 wurde die Gründung des Deutschen Reiches proklamiert. Die französische Kontribution erlaubte den weiteren Ausbau der Festungen. Der Deutsche Reichstag verabschiedete im Dezember 1871 ein Gesetz über die Modernisierung aller Festungen. Die Stadtkasse stellte für die Modernisierung 1.426.000 Taler, umgerechnet 2.592.000 damaliger Mark zur Verfügung. Die Swinemünder Befestigungen wurden deutlich vergrößert und an die neuen Waffen angepasst. Die Arbeiten dauerten bis zum Jahr 1881. Im Jahr 1876 wurde von Westen die Stadt an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Im Jahre 1894 bekam die Stadt Swinemünde Anschluss an das nationale Telefonnetz.
Die nächste Festungsausbauetappe begann im Jahre 1898 und wurde auf Anregung des Admirals Alfred von Tirpitz mit dem Seewaffenprogramm durchgeführt. Die intensivste Ausbauzeit erfolgte in den Jahren 1905 bis 1914. In der Zeit sind auch in den Swinemünder Festungen die ersten architektonischen Elemente aus Beton und Stahl entstanden.
Im Jahre 1902 ist im Hafenkanal eine schwimmende Sperre installiert worden, die in Gefahrensituationen geschlossen wurde. Im Jahre 1908 ist an dem östlichen Swineufer eine Torpedoabschussrampe gebaut worden. In den Jahren 1908 – 1911 sind in Swinemünde große Betonbunker für fünf schwere Küstenbatterien errichtet worden. In den Artillerieforts wurden schwere Kanonen aufgestellt, die in Richtung Meer ausgerichtet waren. Die Besatzungen der Forts, die bis dahin in der Stadt und zum Teil auch in Festungsräumen wohnten, wurden in die neu erbaute Kaserne einquartiert. Der Hafen, in dem die kaiserliche Kriegsmarine stationiert war, wurde auch weiter ausgebaut.
Vor Ausbruch des ersten Weltkrieges bestand die Swinemünder Festung aus 6 Küstenartilleriebatterien. Sie verfügten über 33 Kanonen und Mörsern Kaliber 105 bis 210 mm. Die Swinemünder Befestigungen wurden vom 2. Artillerieregiment und Infanterie aus dem 34. Füsilier-Regiment besetzt. Während des Krieges wurden 4 Küstenbatterien umgebaut und eine neue Batterie auf dem östlichen Wallenbrecher gebaut. Außerdem entstanden um die Festung erste Flakbatterien Kaliber 88 mm.
Nach Kriegsende bestand die Swinemünder Festung aus 9 Küsten- und Flakbatterien sowie 7 Leitstellen, 5 Scheinwerfern und 8 befestigten Infanteriestützpunkten. Weiterhin wurden die Telefonverbindung, das Stromnetz, die Kasernen, die Magazinlager sowie der Hafen ausgebaut. Während des Krieges wurden in Swinemünde keine Militäroperationen durchgeführt. Einzige Ausnahme war ein Vorfall mit einem Besatzungsaufstand eines Kreuzers, der im November 1918 auf der Swinemünder Reede auftauchte. Die Besatzung versuchte die Soldaten der Garnison zu einer Revolte zu bewegen. In den schweren Küstenbatterien kam es zum einzigen Kampfalarm des ganzen Krieges; die Kanonen wurden für die Versenkung des Kreuzers vorbereitet; daraufhin hat sich die Besatzung ergeben.
Im Januar 1920 kam der britische Zerstörer "Transittert" mit der Militärkommission der Ententestaaten an Bord im Hafen an. Das Benehmen der Briten führte zum Protest des Festungskommandos. Sie haben die Reichsflagge nicht begrüßt, dem deutschen Kommandanten die Einfahrt in den Hafen nicht gemeldet und demonstrativ die Waffe zum Schuss vorbereitet. Danach haben sich die britischen Offiziere für den Vorfall entschuldigt.
Die Artilleriekommission führte die Inventur der Militärobjekte und der Ausrüstung durch. Die Versailler Vertrag verbot den Deutschen den Besitz von schwerer Artillerie und großen Munitions- und Waffenreserven. Die Festung musste zum Teil abgerüstet werden.
Die Verhandlungen des Versailler Vertrages führten zur Unterschrift des Pariser Paktes, der Weimarer Republik die Durchführung beschränkter Festungsarbeiten in den östlichen Grenzgebiet erlaubte. Der Pakt umfasste demnach alle Ostseeküstenfestungen.
Die Swinemünder Festungen wurden wieder stärker besetzt; das beweisen Inschriften, die von deutschen Soldaten in den Jahren 1929 - 1930 in die Mauern der Festung eingekratzt wurden. In der ständig wachsenden Garnison dienten viele bekannte Kommandanten der deutschen Marine, unter anderem Festungskommandant Admiral W. Canaris, späterer Abwehrchef, sowie Torpedobootkommandant Karl Dönitz, späterer Großadmiral und Oberbefehlshaber der Kriegsmarine. Die letzten Modernisierungen Swinemünder Festungen und Befestigungen wurden vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges durchgeführt. In dieser Zeit sind die Artillerie-, Beobachtungs- und Verbindungssysteme sowie Kommandostellen auf den neuesten Stand gebracht worden. Rund um Swinemündung wurden moderne, schwere Küstenartillerie Kaliber 280 mm und ca. 10 Flakbatterien aufgestellt. Außerdem wurden große Lager- und Verbindungsbunkerkomplexe, neue Kasernen und Ankerstellungen für die Kriegsschiffe gebaut. Der Hafen war der größte Kriegsmarinestützpunkt an der Ostsee. Im Jahre 1934 ist in Swinemünde der Kommandostab der Ostseeküstenbefestigungen entstanden. Dieser Stab ist im August 1939 in das Kommando des Ostseeküstengebietes umstrukturiert worden.
Im Jahre 1937 wurden zum ersten Mal bei einem Manöver drei Radarstationen eingesetzt; zwei vom Typ "Freyer" und ein Radar vom Typ "Seetakt". Daraufhin wurde ein Jahr später ein Radar vom Typ "Freya" in der Engelsburg (Werk III) installiert.
Im August 1939 ist aus dem Swinemünder Hafen das Panzerschiff "Schleswig Holstein" mit der Marinesturmkompanie an Bord in Richtung Danzig ausgelaufen. Von hier aus operierten nach Kriegsausbruch auch deutsche U-Boote und Kriegsschiffe gegen Polen, Dänemark, Norwegen und die Sowjetunion. Während des Krieges wurden im Hafen die Kriegsschiffe versorgt, repariert und das Marinepersonal geschult. Hier wurden auch sehr viele Experimente mit neuen Waffengattungen durchgeführt. Die Festung war weit vom Kriegsoperationsfeld entfernt. Das Einzige, was die Festung seit dem Jahr 1943 bedrohte, waren die alliierten Flugzeuge. Am 12. März 1943 hat eine Gruppe von 670 amerikanischen Bombern die Stadt und den Hafen angegriffen. Am stärksten wurden die Wohnviertel zerstört. Der Angriff hat 20.000 Menschen das Leben gekostet; die meisten Opfer befanden sich unter den ostpreußischen und kurischen Flüchtlingen, die im Kurpark kampierten. Im März 1945 sind an der Ostküste der Insel Wollin die Russen aufmarschiert. Ende April 1945 wurden die Insel Wollin und Usedom durch die russische Armee eingeschlossen. Auch zahlreiche Soldatengruppen, die die Stadt und die Festung verteidigen sollten, wurden eingekesselt. Auf Befehl des Großadmirals Dönitz haben am 4. Mai 1945 fast alle Wehrmachttruppen die Festung Swinemünde verlassen. So kam es zu keinen blutigen Kämpfen auf beiden Seiten. Vom 1. bis 4. Mai 1945 sind 25.000 Infanterie- und Luftwaffensoldaten sowie 16.000 Marinesoldaten aus der Stadt evakuiert worden. Am 5. Mai 1945 marschierten die Russen in die Stadt ein. Die sowjetischen Truppen waren bis 1992 in Swinemünde stationiert. In allen Festungen waren sie bis 1961 stationiert (Engelsburg bis 1992). In den Festungen waren Versorgungs-, Nachrichten- und Küstenartilleriegruppen untergebracht. Im Hafen lagen russische Kriegsschiffe vor Anker. In den Lagern außerhalb der Stadt wurden, trotz Verbote durch internationale Verträge, zeitweise ABC - Waffen gelagert. Bis heute sind 3 von den 4, im 19. Jahrhundert erbauten Festungen, erhalten geblieben. Alle Festungen werden betreut und sind für Besucher zugänglich.

Quelle:

www.okretywojenne.pl/pefu/westbatterie/html/history.htm

Getippt: Axel

Team Bunkersachsen 2013

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