Das ehemalige Kartuschierwerk im Westend von Plauen

 



Es ist der 19. Juli 1918.
Nach 16:20 Uhr gibt es einen gewaltigen Donnerschlag. Im damals noch freistehenden Gebäude an der ehemaligen Parsevalstraße, dem Kartuschierwerk, einer Munitionsfabrik der AEG, war ein verheerendes Feuer mit einer folgenschweren Explosion ausgebrochen.

Die Ursache für die Explosion konnte bis heute nicht ermittelt werden.

Im unteren Saal der Kartuschieranstalt muß aber wohl das Feuer ausgebrochen sein. Von hier aus, wo der Sprengstoff in die Kartuschensäckchen gefüllt wurde, breitete sich das Feuer rasch in die oberen Bereiche aus.
Aus einem Protokoll, das der damalige Vogtländische - Anzeiger veröffentlichte, geht hervor, das 163 Personen sofort bei lebendigem Leibe verbrannten. 177 Frauen konnten vorerst gerettet werden, jedoch erliegen davon 129 ihren teilweise schwersten Verbrennungen.

Aus dem oberen, hinteren Stockwerk können sich 12 Frauen durch einen gewagten Sprung in die Tiefe der mörderischen Feuersbrunst entziehen. Die Frauen springen aus den Fenstern und werden von zur Rettung aus der nahen Infanterie – Kaserne herbeieilenden Soldaten mit Zeltplanen aufgefangen.
Der vier-, teilweise fünfetagige Eisenbeton – Bau war gerade einmal 10 Jahre alt, die Schäden am Gebäude für das Ausmaß der Katastrophe jedoch eher minimal.
Von der 500 köpfigen Belegschaft gab es ca. 300 Opfer zu beklagen. Die Angaben hierüber schwanken von 292 bis 301.

Die damaligen Anzeigen der Plauener Tagespresse waren tage- ja wochenlang mit den Namen der ums Leben gekommenen Frauen und Männer gefüllt.
Ein Gedenkstein auf dem Plauener Hauptfriedhof erinnert an diesen schrecklichen Tag mit den Namen seiner Opfer.

Zu DDR – Zeiten war hier das WERK I der Plauener Damenkonfektion untergebracht.

Der denkmalwürdige Industriebau verfällt seit der Wende zusehends.
Zeitweilig hatte im Gebäude „BILLER“ Möbel aufgestellt und verkauft.
Nun wird es von einer Sicherheitsfirma akribisch bewacht, mutet fast ein wenig übertrieben an.

Text & Fotos: Axel & Mike

Fotos vom Gedenkstein im März 2012 von © Mike

 

 

 

Quellen:

Freie Presse
Vogtland - Anzeiger
Privat - Archiv

 

© Team Bunkersachsen 2009 / 2012

 

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