Schutzbauwerk „Panzir“ in der Bunkerstadt Zossen

Das Schutzbauwerk „Panzir“ gehörte zu den Feldbefestigungsanlagen der sowjetischen Streitkräfte für die Unterstellung von Technik und der Unterbringung von Personal. Diese Anlage konnte bei Notwehr wieder abgebaut werden, um sie an anderer Stelle wieder in die Erde zu setzen.

Vom Prinzip handelt es sich um ein erdüberdecktes Wellstahlrohr von 40m Länge, welches aus einzelnen Stahlringen von 5m Durchmesser zusammengesetzt wurde. An einem oder beiden Enden der Röhre befanden sich große Zufahrtstore (3,5 x 3,5m) und ein Personalzugang. Der eingebaute Boden aus Stahlplatten hatte eine Nettogrundfläche von 120qm. Das Schutzbauwerk war über Drucktüren hermetisierbar und verfügte über eine Filterventilationsanlage.

Die Normative zum Aufbau der Anlage sind aus einer aufgefundenen Felddienstvorschrift der sowjetischen Pioniertruppen ersichtlich:
Der Arbeitsumfang für die Erdarbeiten (Bodenaushub - 2. 225 Kubikmeter) umfasste 21 Maschinenstunden für die Erdaushubmaschine MDK -3. 4 Maschinenstunden für einen Bagger E - 305 W sowie 10 Stunden für eine Planierraupe BAT.
Für die Montage der Anlage „Panzir“ waren 46 Maschinenstunden für einen Autokran und 500 Arbeitsstunden für das Aufbaupersonal vorgesehen.

Die im Bunkerpark Wünsdorf um 1983 aufgebaute Schutzanlage „Panzir“ wurde nicht zur Unterbringung von Technik genutzt. Die Eingangstore sind verschlossen und mit Erdreich zugeschüttet. Die Anlage wurde vermutlich in Krisen- und Übungssituationen als Arbeitsplatz für zukommandierte Verbindungsgruppen genutzt.
Das Personal betrat die Anlage über eine 20m lange Betonröhre, die mit Drucktüren versehen war. Im Innenausbau wurde eine Decke sowie senkrechte Wände aus Holz eingezogen, sodass die Röhrenform der Anlage nur am Boden ersichtlich ist. Eine zusätzliche Beleuchtungseinrichtung und ein Waschbecken vervollständigten den Innenraum.

Quelle:
„DIE BUNKERANLAGEN – ZOSSEN – WÜNSDORF“ (Bücher & Bunkererstadt Wünsdorf
www.bücherstadt.com
[1] AN VORDERSTER FRONT - Handbuch


Getippt: Axel   -   Team Bunkersachsen 2013

PROJEKT PANZIR
(Auszüge aus der Materialsammlung AN VORDERSTER FRONT- Handbuch)

Suche nach der Perfektion: 1984 bis Ultimo (Auszüge)
…. „Für den Fall des notwendigen Unterstellens von Technik, Anhängefahrzeugen, der Lagerung empfindlicher Technik und Bewaffnung, wurde ein EMP – geschütztes Stahlsegmentbauwerk (Projekt PANZIR) entwickelt und eingeführt. Mit entsprechenden Anbauten und Aufbauten versehen, wurden solche Bauwerke auch für die Lagerung und die Funktionselemente empfindlicher Raketentechnik genutzt. Stellungen des Systems S-200, welche dem Fla – Raketenkomplex großer Reichweite, die der Landesluftverteidigung zugeordnet waren, aufnahmen, bestanden in der Masse der notwendigen Bauwerke (Lademaschine und Raketenlagerung in den Abschussstellungen) aus solchen Stahlelementeröhrenanlagen vom Typ PANZIR oder als Lager für Träger vom Typ GRANIT. Gründe für den Bau dieser Anlagen waren neben gutem mechanischem Schutz, den die Stahlhülle boten, der ausgereifte EMP – Schutz in Funktion des Faradayschen Käfig. Diese Option war für spezielle Technik der Luftverteidigung, aber auch der Führungspunkte der Raketentruppen von entscheidender Bedeutung. Zeitzeugen begründen die breite Einführung des Systems PANZIR mit der Zuführung von Feuerleitkomplexen mobilen Rechenkabinen, Systemen der automatisierten Truppenführung und der automatisierten Lagedarstellung / Waffenentwicklung in die Truppe. Die Nutzung reichte aber auch bis zur gesicherten Unterstellung der Führungsfahrzeuge der Raketentruppen. Bei den Raketentruppen wurde für den automatisierten Feuerpunkt / Führungspunkt, ein Bauwerk notwendig, welches das standsichere Einfahren von Technik mit dessen Abmaßen gestattete. Aus Erkenntnissen der praktischen Erprobungen, war ein Hauptproblem im Feldeinsatz das Einfahren unter allen Lagebedingungen. Den Kraftfahrern und den einweisenden Militärangehörigen bereitete es z.T. Große Probleme, wenn der einfahrende Technikzug, ein Großfahrzeug mit Anhänger war. Abgefahrene Außenspiegel waren das kleinere Übel. Die Innenmaße des Typ PANZIR waren neben einigen Punkten der Toraufhängung, der Sicht beim Einfahren unter Vollschutz und anderen Kleinigkeiten nicht optimal. Einer der Nachteile lag in der ungenügenden Möglichkeit, je nach Fahrzeugtyp im Schelter, die Fahrzeugtüren des eingefahrenen Zuges zu öffnen., wenn man nicht einseitig an eine Röhrenseite heranfuhr. Wenn es sich um ein Bauwerk ohne zweites Ausfahrtor handelte, erforderte das Ausfahren rückwärts, bei Beachten des Versatzes durch das Einfahren, große Probleme. Zudem war es im PANZIR schwierig, an Kontroll- und Revisionsklappen der Fahrzeuge heranzugelangen und sicherzustellen, daß man an einem im Schutzbau stehenden Kfz, ob mit oder ohne Anhänger, noch seitlich vorbeilaufen kann. Man darf nicht erwarten, daß die Besatzungen über die Kofferaufbau klettern. Das Öffnen der seitlichen Kabeleinführungen an den Kofferaufbauten der Nachrichtenfahrzeuge war für die sichere Verkabelung notwendig. Hier gab es Probleme bei den Kofferaufbauten, welche auf größeren Nachrichtenfahrzeugen vorhanden waren (URAL, KAMAZ).

In der Erinnerung der inzwischen betagten Pioniere gab es um das Bauwerk etliche Diskussionen. In einigen Verwendungen wollten einige Kommandeure in die Seitenwände des Baukörpers „Beulen“ schlagen, um ein beim Einfahren ungünstig seitlich Versetztes Fahrzeug, beim Verlassen und umgehen, ohne darunter hindurch kriechen zu müssen. Bei einem Einfahrfehler bei Bauwerken mit „Sackgassengestaltung“ (nur 1 Tor) mit Anhänger am LKW zu korrigieren, hätte die Normlänge   
5-8m länger sein müssen. Diese Wunschverlängerung war aber aus belüftungstechnischen Gründen (Durchsatz der Filterventilationsanlagen pro Länge Bauwerk an qm Luft) nicht einfach möglich.

Diese Aufgaben konnte auf Dauer das Schutzbausystem PANZIR nur ungenügend leisten, vor allem, weil der Personalbestand einer eingefahrenen Station, die sich in der Schutzröhre befand, nicht weis wo sie Übergangsweise unterkommen soll. Handelt es sich um eine kürzere Version des PANZIR, endete die Röhrensektion direkt vor der Stoßstange des in die Röhre eingefahrenen Trupps (mit Anhängerkabine). Baulich war die Länge der Röhrensektion nicht beliebig verlängerbar. Weil beim Verlängern der Röhre auch das Belüftungssystem angepasst werden musste. Da der Luftdurchsatz bei den Normteilen und Hinzurechnen der Erdüberdeckung nicht beliebig änderbar, hatte bei einem Grenzdurchsatz x die Länge des Röhrenkörpers eine Maximallänge y. Aus den genannten Gründen wurde, wie auch beim Typ GRANIT, ein weiteres, modifiziertes Bauwerk entwickelt, der bekannte Schutzbautyp PANZIR 2 PU, ausgesprochen PANZIR Typ 2 mit Führungspunkt = PY. Diese aus kreisförmigen Stahlsegmenten bestehende Röhre, wurde den oben genannten Ansprüchen besser gerecht, auch wenn man das Leben und Arbeiten in einer solchen Röhre nicht gerade als mondän bezeichnen kann. Neben veränderten Abmessungen, hatten die Konstrukteure nach Forderungen aus dem Kreis der Nutzer, geänderte Lüftungsanlagen vorgesehen. Auch der betrieb eines gesonderten, kombinierten Heiz-, Zuluft-, Klimablocks war möglich. Der Typ hat sich bewährt.

Feldmäßig zu errichtende Typenanlage der Bezeichnung PANZIR – 2
Das Ursprungsprojekt der Serie PANZIR galt der Lagerung von Spezialtechnik, Spezialwaffen und anderen Lagergütern, die in einem dichten, zu hermetisierenden, klimatisierenden und EMP – geschütztem Bauwerk unterzubringen waren und zudem feldmäßig zu errichten, nutzen und zu warten waren. Die Montage sollte mit einfachen Mitteln und Kräften, möglichst ohne Beton machbar sein. Als maschinelle Unterstützung sollten Pioniermaschinen, Bagger, Raupe, Kran und / oder BAT ausreichen. Die Anlage sollte, musste aber nicht unbedingt, für die komplette Technik befahrbar sein, bot aber konstruktiv dazu die Möglichkeit. Man konnte also, wenn man wollte, den die Lagergüter transportierenden LKW, mit in das Lagerobjekt stellen. Erst mit der breiten Einführung von Technik der automatisierten Truppenführung,, der mobilen Kommandostellen der Raketentruppen und der mobilen Rechenstellen der Truppen, wurde eine Zweitverwendung für den Typ PANZIR – 2 entdeckt. Er eignete sich infolge der Beheizbarkeit, hoher Schutzgüte des Druckkörpers und bei Gestellung eines Klimablocks, ausgezeichnet für die Unterstellung gesamter Technikgruppen der automatisierten Führung, vom Nachrichten- und Rechenkabinen oder Komplexen der Führung von Fla – Raketeneinheiten, mit der dazugehörigen Bedienmannschaft.
… Der Baukörper des PANZIR – 2 bestand aus vorgefertigten Wellblechelementen entsprechender Materialstärke. Dies war auch zugleich der größte Nachteil da der Wartungsaufwand für die gesamte Metallkonstruktion des Bauwerks gegen Rost und Wasserleckstellen erheblich groß war.
Für die Anlage PANZIR – 2 galt …. , daß sie teilweise in speziellen Projekten für die Unterbringung von Personal und Technik für Führungsstellen, Stäbe und Nachrichtenzentralen diente. …. Bei Verwendung als Ausweichobjekt für Stäbe oder Arbeitsbereich für einzelne Stabsabteilungen war es notwendig möglich, an die Tore je einen Zugang anzufügen, wovon einer der Hauptzugang und der andere den Notausstieg darstellte. Eine solche genutzte Anlage ist im Bunkermuseum Wünsdorf als (?) zu besichtigen. …. Die in Wünsdorf genutzte Anlage des Typs PANZIR wurde in der Erinnerung der Zeitzeugen errichtet, um den im Falle der Verlegung des Oberkommandierenden zu dessen Hauptführungsstelle, arbeitenden Übergangsstab, vor allem für den Bereich der Teile der Verwaltung RD der Front, bessere Arbeitsmöglichkeiten zu geben, denn das frühere Hauptbauwerk in Wünsdorf, welches auch die Hauptnachrichtenzentrale RANET enthielt, platze fernmeldetechnisch aus allen Nähten. Man schuf mit diesem PANZIR eine kurze Übergangslösung bis zu dem Zeitpunkt, wo x+45 die Führung an den GK in dessen Hauptbauwerk zu übergeben war. Danach verlegten Teile des Stabes in einer Art Nachhut in deren Führungsstelle der RD der Front. Zugleich ließ sich der PANZIR – 2 in Wünsdorf für gewisse Übergangsarbeiten, Übungen und andere Maßnahmen gut nutzen, ohne die Übenden in den sensiblen Bereich der HNZ RANET lassen zu müssen, indem sich zwar weiterhin ein Bereich für den Oberkommandierenden befand, der aber patzmäßig für die Belange der Stabsarbeit einer Front, völlig ungeeignet und viel zu klein war.

Feldmäßig zu errichtende Typenanlage der Bezeichnung PANZIR - 2PU
Das System PANZIR – 2PU wurde im Gegensatz zur Anlage PANZIR – 2 nicht für Lagerzwecke konzipiert, sondern für die Unterstellung von Systemen  der automatisierten Führung und Nachrichtentechnik.

Quelle:
„AN VORDERSTER FRONT“
- Suche nach der Perfektion: 1984 bis Ultimo (Auszüge)
- Feldmäßig zu errichtende Typenanlage der Bezeichnung PANZIR - 2
- Feldmäßig zu errichtende Typenanlage der Bezeichnung PANZIR - 2PU

Getippt: Axel
© Team Bunkersachsen 2013

 

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