Besinnliches zu den Festtagen (Dezember 2014)

„Ihr Dienst war der schwerste“ - Tiere im Krieg


Karl von Gerok  (1815 – 1890)

 Die Rosse von Gravelotte

Heiß war der Tag
und blutig die Schlacht.
Kühl wird der Abend
und ruhig die Nacht.
Droben vom Waldsaum
nieder ins Tal
Dreimal schmettert Trompetensignal;
Ladet so laut
und schmettert so hell,
Ruft die Dragoner
zurück zum Appell.
Truppweis, in Rotten,
zu dreien und zwein,
Stellen die tapferen Reiter sich ein.
Aber nicht alle kehren zurück,
Mancher liegt da
mit gebrochenem Blick.
Kam zur Reveille frisch noch und rot,
Liegt beim Appell
bleich, blutig und tot.
Ledige Rosse, den Sattel leer,
irren verwaist
auf der Walstatt umher.
Doch der Trompete
schmetternd Signal
Ruft aus der Ferne zum drittenmal.
Schau, und der Rappe,
dort spitzt er das Ohr,
Wiehernd wirft er
die Nüstern empor.
Sieh, und der Braune,
gesellt sich ihm bei,
Trabt ihm zur Seite,
wie sonst in der Reih.
Selber der blutige Schimmel, so müd,
Hinkt auf drei Beinen
und reiht sich ins Glied.
Truppweis, in Rotten
zu dreien und zwein
Stellen die ledigen Rosse sich ein.
Rosse wir Reiter
verstehn den Appell,
Ruft die Trompete,
so sind sie zur Stell.
Über dreihundert hat man gezählt,
Rosse, zu denen
der Reitersmann fehlt.
Über dreihundert, o blutige Schlacht,
Die soviel Sättel hat ledig gemacht!
Über dreihundert, o tapfere Schar,
Wo bei vier Mann
ein Gefallener war!
Über dreihundert, o ritterlich Tier,
Ohne den Reiter
noch treu dem Panier!
Wenn ihr die Tapferen
von Gravelotte nennst,
Denkt auch der Rosse
vom Leibregiment!

(Karl von Gerok (1815 bis 1890))


Sie sollten nicht vergessen sein

Die Tiere im Ersten Weltkrieg

 

Erster Weltkrieg: Man denkt an Materialschlacht, Stellungskrieg und Schützengräben, an Maschinengewehrsalven und mechanisiertes Töten, an Massensterben, a den Einsatz von Giftgas und neuester Waffentechnik. An eines denkt man kaum: An die Millionen Tiere im Kriegseinsatz, an die hunderttausend Artilleriepferde, die Rudel der Meldehunde, die Kamele an der exotischen Fron, die geduldigen Maultiere, an die Brieftauben, deren Instinkte so manches Mal modernen Errungenschaften überlegen waren.

Das Thema „Tiere im Krieg“ spielte in der Geschichtswissenschaft lange nur eine untergeordnete Rolle, noch weniger präsent aber scheint es – selbst im Gedenkjahr 2014 – in der Erinnerungskultur zu sein, zumindest in Deutschland. In London wurde 2004 ein den „Animals in War“ gewidmetes Denkmal eingeweiht. Es soll an die Tiere erinnern, „die zu allen Zeiten in Kriegen und Konflikten den britischen und alliierten Streitkräften dienten und starben“, laut Inschrift. Auf der anderen Seite steht: „Sie hatten keine Wahl.“ 2012 folgte Kanada mit einem ähnlichen Monument in Ottawa. Im selben Jahr brachte der Film „Gefährten“ das englische Kinderbuch „War Horse“ auf die Leinwand.

Pferde, Hunde, Tauben

Es gibt zwei Wege, sich dem Sujet zu nähern; entweder man folgt den nüchternen Zahlen, die zu Wirtschaftlichkeit und militärischem Nutzen führen. Dann erfährt man, das trotz des technischen Fortschritts in Deutschland um die Jahrhundertwende die Vergrößerung der Kavallerie intensiv diskutiert wurde, dass sich die Pferde an der Westfront, im Gegensatz zur Ostfront, oftmals als für das Gefecht ungeeignet erwiesen und nur zur Fortbewegung taugten. Das das deutsche Heer im Krieg kontinuierlich zwischen 1,2 Millionen bis 1,4 Millionen Pferde einsetzte – mehr als in jedem anderen Krieg zuvor. Dass allein in Österreich 250. 000 Pferde aufgrund der schlechten Versorgungslage verendeten und insgesamt gut acht Millionen Pferde im Felde den Weltkrieg nicht überlebten.

Man liest über Hunde (denen der 1929 vom Reichswehrministerium herausgegebene Kriegsveterinärbericht gerade einmal vier von gut tausend Seiten widmet), dass sie zu Wachdiensten wurden und als Zugtiere, dass sie Verwundete auf dem Schlachtfeld aufspürten und den Sanitätern den Weg zeigten, dass sie die ersehnte Feldpost transportierten und im stärksten feindlichen Feuer als Meldehunde zum Einsatz kamen. Dann wurden ihnen mitunter Brieftauben zur Seite gestellt. 120. 000 diese Vögel waren für die deutsche Armee im Einsatz, für gab es bis zu 600 Schläge, in denen sie hinter der Front versorgt und trainiert wurden. Und sogar die USA brachten von Übersee ihren 2. 350 Tiere umfassenden Army Pigeon Service mit.

Und dann gibt es die Erlebnisberichte, die ein Bild zeichnen von wahrer Kameradschaft, von der emotionalen Bindung der Soldaten zu den Wesen, die wie sie an der Front lebten, kämpften, litten und starben. Solche Erinnerungen sammelte erstmals der Schriftsteller Johannes Theuerkauff im 1932 erschienenen Buch „Tiere im Krieg“. „In Tatsachenberichten, Erzählungen und Essays ist hier in bunter Vielfalt ein Volksbuch entstanden, das man bisher zu schrieben vergessen hatte“, hieß es damals von Seiten des Verlages.

„Ihr Dienst war der schwerste“

„ich heiße Max. Haltet mich nicht auf Kameraden, ich muss Meldung machen“, so der erste Teil einer Nachricht, die ein Meldehund verbreitete. „Er besuchte uns dann regelmäßig, wenn er vorbeikam, in Abwechslung mit seinem Bruder, der sich noch am gleichen Abend vorstellte und ihm so ähnlich sah, dass wir ihn zuerst für Max hielten. Aber auf dem Zettel stand: „Ich heiße Moritz“, fährt Karl Wilkes Bericht über die Meldehunde Max und Moritz fort. „Es war schon ein Wunder, dass sie immer heil über die Wiese kamen, die mit Schrapnells übersät wurde. Ehrensache für uns, dass wir den vierbeinigen Helfern von unserer Ration Fleisch- und Brotstückchen aufhoben. Wir waren verhungert wie sie, aber ihr Dienst war der schwerere.“

Und nicht selten retteten die Instinkte der Kreatur, „die mit der gleichen schweigenden Bedrücktheit ihrer Pflicht auf diesen grauenvollen Weg nachkam“, Leben. „Moritz stutzte plötzlich und warf sich fast zugleich leise winselnd platt auf den Boden – den Bruchteil einer Sekunde früher, als wir bemerkten, was kam. Dann lagen auch wir, Deckung suchend, im Handumdrehen auf der Chaussee neben unseren Kisten. Was war das? Vier, fünf Abschüsse waren in der Ferne zu hören gewesen und das Tier hatte gefühlt, dass sie uns galten“.

Auch der Tierdichter Maximilian Böttcher (1872 – 1950) wusste von der Begegnung mit einem Hund zu berichten, „Kamerad Treu“ nannte er den Bluthund, den er neben einem gefallenen englischen Major fand und dessen er sich annahm. Treu erweist seinen Namen alle Ehre, nicht nur seinem toten Herrn gegenüber („Immer wieder begann er auf  eine seltsam erschütternde Weise in fast menschlichen Schmerzestönen zu klagen, ohne dass ich sonst ein körperliches Leiden an ihm hätte feststellen können. (… ) Nachts stahl er sich von meinem Lager, fand unter vielen anderen Gräbern den Hügel, unter dem sein Major den letzten Ehrenschlaf schlief.“), sondern auch seinen neuen , dem er nach einer schweren Verwundung das Leben rettete.

So endet Böttcher seinen Bericht: „Es ist selbstverständlich ein vollkommen abgegriffener Gemeinplatz, wenn ich zum Schluss sage, dass der sogenannte „Instinkt“ eines Tieres dem Verstand  
des ,homo sapiens' mitunter die Waage hält, und dass die Treue des Hundes …. Doch ich will keinen meiner lieben Menschenbrüder, zweitausend Jahre nach Christi Kreuzigung, zu nahe treten“.

Auch der Dichter Robert Hohlbaum hatte Hunde an der Front. Wenn sie sich auch nicht mit den heroischen Taten der Melde- und Sanitätshunde messen konnten, wollte er sie nicht missen. Denn: „Sie haben nur oft die Wolken der Sorge und der Bitterkeit vertrieben und uns in einer Zeit der wilden massigen Gewalt an Grazie und Anmut glauben gelehrt. Uns hat in den Tagen, als die Welt wankte, ein liebes Hundchen mehr gegeben als die klügsten Worte der Menschen“.

Gefährten: Die Geschichtswissenschaft nimmt sich des lange vernachlässigten Themas mit wachsendem Interesse an. Im August veröffentlichte der Militärhistoriker Rainer Pöppinghege das Buch "Die Tiere im Ersten Weltkrieg". Das französische Geschichtsmagazin "Histoires de France" berichtete in seiner letzten Ausgabe ausführlich über die Tiere im "Großen Krieg" und veröffentlichte dieses Bild, das im September 1917 an der Westfront entstand. Ein Meldehund versorgt deutsche Soldaten eines vorgeschobenen Postens mit Essen. (NZ)



Die rettende Taube

60 Kilometer pro Stunde sind Brieftauben schnell, ihren Heimatschlag finden sie in einem Umkreis von bis zu 400 Kilometern sicher wieder. Im Ersten Weltkrieg wurden sie mit Meldehülsen am Hals oder Bein losgeschickt, ja sogar mit Fotoapparat für den Aufklärungsdienst. Etliche Zeugenberichte zeigen, wie unverzichtbar das kleine Tier für die Soldaten war. Etwa wenn ein Angehöriger der Ersatz-Infanterie-Brigade 29 erzählt, dass er und seine Kameraden ihre Rettung Ostern 1915 einer Taube verdanken. „Rechts Feind, links Feind, und vor uns der Ansturm der schwarzen Krieger. Dazu der Granathagel von Hunderten Geschützen. Wer hilft? Fernsprecher, Blinker? Alles nichts, die sind gewesen. (…) Da springt mir ein Gedanke auf: Die Tauben!“ Und tatsächlich: Der geflügelte Bote schafft es, die ersehnte Hilfe herbeizurufen.

Auch in der Flandernschlacht leisteten Brieftauben unersetzlichen Dienst. „Es ist klar, dass bei dem gewaltigen Trommelfeuer, das Tag für Tag über Flanderns Ebene tobte, die technischen Nachrichtenmittel versagen mussten“, schreibt Kurt Gregorius im Kapitel über die „Brieftauben im Weltkrieg“. So habe bereits nach 45 Minuten eine Taube die Meldung aus Langenmarck überbracht: „Rechts und links umgangen, Feind geht in Kolonnen vor, Maschinengewehre zerschossen.“ „Die Leistungen unserer Brieftauben in der Flandernschlacht erscheinen erst dann im rechten Licht, wenn wir uns den Begriff „Materialschlacht“ klarmachen. Nach der eben angeführten Episode, nach der es einer kleinen Brieftaube gelang, die Meldung über den Durchbruch der Engländer zu übermitteln, wurde auf diesem Frontabschnitt am 16. August 1917 mehr Granaten verschossen, als im ganzen Kriege 1870/71.“

Selbst auf den hochmodernen U – Booten wollte man auf die tierische Unterstützung nicht verzichten. „Die Brieftauben sind auch im großen Völkerringen unserer guten Kameraden gewesen, und sie haben uns so manches Mal in größter Not Hilfe gebracht, wenn alles andere versagte. Darum wollen wir auch diesen kleinen gefiederten Freunden in unserem Herzen ein Denkmal des Dankes setzen!“

Brieftaube mit Kamera, zur Luftaufklärung im Ersten Weltkrieg eingesetzt. (NZ)

„Opfergang der Pferde“

Gerhard Siegert (1892-1956), der über sein Fronterlebnis auch Bücher verfasst hat. Schreibt über die Kriegspferde: „Die prächtigen Tiere haben uns allen nicht nur inniges Verständnis für die Kreatur ausgelöst, sondern Freundschaft und sogar tiefe Dankbarkeit.“

Der ergreifende Bericht von Friedrich Peter-Berlin widmet sich ebenfalls den Pferden. „Wir haben gerade im Krieg reichlich Gelegenheit gehabt, das Pferd als Seelenträger zu studieren. Ja, das Pferd hat eine Seele, und wer das leugnet, der kennt sie nicht, der hat noch nie mit dem Pferde gemeinsam in Arbeit, Wirkung, Leid und Gefahr gestanden. (…) Viele Kriegsbilder trägt meine Erinnerung in sich, und auf all diesen Bildern sind Pferde. Ich sehe sie keuchend und stöhnend durch Eis und Schnee die schweren Geschütze, die wuchtigen Bagagewagen, die unendliche Masse der Munition feindwärts schleppen. Es dampft um sie von Schweiß, es keucht in ihren Flanken, sie ziehen und ziehen oft bis zur Erschöpfung. Opfergang der Pferde!“

Doch gerade die Versorgung der Rösser ist schrecklich. Wenn auch der Friedensschluss von Brest-Litowsk eine kurze Entspannung brachte, müssen oft statt Hafer gepresstes Laub oder sogar Sägespäne gefüttert werden. Mensch und Tier hungern. „Soll ich an mein Pferd denken und an sein Schicksal in Frankreich?“, fährt der Bericht fort. „Fliegerbomben – Sprengstück im Kopf (…) Ich lasse es stechen. Ein gesundes 8-jähriges Tier. Wie viel hundert Kilometer hat es mich getragen! (…) Und wir haben sein Fleisch gegessen und von seinem Leben unser Leben erhalten. Opfergang der Pferde!“

„Wer den Krieg im Felde erlebt hat, weiß, welche tiefen Stunden echter Kameradschaft die Tiere dem Krieger geschenkt haben“, schreibt Generalstabsveterinär Prof. Claus Eduard Richters 1936 in seiner Abhandlung „Schutz der Tiere und Lebensmittel im chemischen Kriege“ Nicht zuletzt bot diese Brüderlichkeit zwischen Mensch und Tier ein kleines Refugium vor dem Grauen des Massensterbens, der barbarischen Gewalt, der Hoffnungslosigkeit. Diese Tierliebe versicherte, dass man noch fühlen konnte und die Empathiefähigkeit nicht verloren hatte. Einen tiefen Grund hatte diese Verbundenheit, denn eigentlich mehr noch als für die Millionen Soldaten in den Stahlgewittern galt für die Tiere:
„Sie hatten keine Wahl.“  


Amelie Winther

Haben Sie weitere Erlebnisberichte, Fotos oder Dokumente zum Thema Tiere im Ersten und Zweiten Weltkrieg? Wir freuen uns über Ihre Zusendung!

Meldehund, Vergrößerung aus obigem Foto.

Quelle: National - Zeitung 03.10.2014 „Zeitgeschichte“ – Auszüge mit Fotos


 

Geschundene Kreaturen
 

Zu: Sie sollten nicht vergessen sein. Tiere im Ersten Weltkrieg.

Wie nahe standen uns die Pferde? Waren sie nicht zu jeder Stunde bereit, sich den Sattel überwerfen zu lassen und das Geschirr, uns zu tragen und die schweren Fahrzeuge zu ziehen durch Täler und Wälder, hinein in fremde Wälder, vorbei an geborstenen Mauern, an geduckten Katen, vorbei an Sorge und Angst in Menschengesichtern? Waren sie nicht zu jeder Stunde bereit, dicke Haubitzen und mächtige Gerätewagen und schwere Feldküchen durch den Staub Polens über die asphaltierten Straßen Frankreichs und durch den Schlamm Russlands zu ziehen? Und wir vergessen auch nicht die braven Panje-Pferdchen, die wir in Russland einstellten und die uns treu, willig anspruchslos dienten.

Wer hat nicht schon einmal am Hals eines Pferdes um einen toten Kameraden geweint? Wo ist „Ibrahim“ geblieben, den mir ein bissiger Futtermeister aufnötigte, auf dem ich Thronte wie ein König, der ein so hohen Trab hatte, dass die anderen zweimal den Sattel auswischten, bevor ich einmal dazu kam? „Bubi“ und „Babette“ unsere beiden Stangenpferde, mit den dicken Schweifen zerfetzte eine französische Granate an der Aisne. Wir mussten eine tiefe Grube ausheben. Und in den Steinfeldern des Balkans lagen die Kadaver mit aufgeblähten Bäuchen. Man hatte sie verbraucht bis zur Erschöpfung, man hatte sie missbraucht. Hunderttausende waren es, die nach Russland zogen, hunderttausende von Pferden, Braune, Füchse, Rappen, Apfelschimmel, schwere, treue Zugpferde, flinke, schnelle Reitpferde, die ihre Nüstern blähten, die Mähnen schüttelten und unseren Schenkeln gehorchten. Wie traurig blickten sie in jenem Russlandwinter 1941/42, wie standen ihnen die Rippen aus dem Leib, als sie nichts anderes zu bekamen als nasses Dachstroh. Dennoch waren sie bereit, in der Nacht wie an donnernden Tagen, wenn sich die Erde aufbäumte und sich das Eisen in ihr Fleisch bohrte, immer waren sie bereit, sie, die geschundenen Kreaturen, dem Menschen zu gehorchen, ihm zu dienen.

Sie verbluteten bei Wjasma und vor Leningrad, bei Kursk und am Don. Und in Stalingrad wurden sie von den gleichen verzehrt, denen sie so treu gedient hatten.

Welchen Tod starb „Max“, mein Spießhengst, der mich über die Ebenen am Kuban getragen hat? Wie endete der kleine, schlanke Rotschimmel, der so sicher über die Gräben sprang? Wo ging die „schwarze Paula“ ein, der sich die Mauke in die Fesselbogen gesetzt hatte? Sie trugen und zogen uns auch ein zweites Mal, zurück über die gleichen Straßen und Felder und ihr Weg endete irgendwo am Rande einer Straße, an einem Flussufer, am Strand von Chersones auf der Krim, wo wir auf Schiffe warteten, die uns über das Schwarze Meer bringen sollten. Es waren die traurigsten Stunden, die wir Soldaten erleben mussten, als der Befehl kam, dass die Pferde erschossen werden müssen, weil für sie kein Transportraum da war. Reihenweise lagen sie am Strand. Ich sah viele harte Männer, denen die Tränen in den Augen standen. Der Denderl Anton brachte es überhaupt nicht fertig, er hatte seine Pferde seit Kriegsbeginn, er handelte gegen den Befehl und brachte sie in der Nacht zu den russischen Linien.

Und wie viele unserer Pferde mögen wieder heimgekehrt sein, zu ihrem Acker, in den warmen Stall, hin zur bedächtigen Bauernhand?

In meiner Novelle „Riml“ sagt ein Pfarrer zum anderen, als sie über das Verhältnis von Mensch und Kreatur sprechen: „Vielleicht beginnt die Liebe zu Gott mit der Liebe zur Kreatur.“

H. Melcher

 

 

Quelle: National - Zeitung 17.10.2014 „Leserbriefe“

Abgetippt: Axel
Team Bunkersachsen 2014

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