Freitag 23. Mai 2014     Zeitgeschehen     Freie Presse
Das Thema: Feldpost im ersten Weltkrieg

Lebensader in die Heimat
 

Briefe und Karten waren vor 100 Jahren für viele Familien die einzige Möglichkeit, Kontakt zu halten. Entsprechend wichtig war die Feldpost. Leser haben der „Freien Presse“ nach einem Aufruf tausende Dokumente geschickt – entstanden ist daraus eine Serie, die am Montag beginnt.

 

VI. Leutnant Friedrich Wilhelm Runze. Verstorben 1980

Feldpost (31)

Blicke vertrauensvoll in die Zukunft

Sadonsk, Woronesch,
geschrieben den 20. Juni 1916

Lieber Parzival!

Ich lasse Dir mal diesen Kartengruß freigeben durch liebenswürdige Übermittlung Der Moskauer Stadtverwaltung (Hilfskomitee). Schrieb mir auch mal solche Antwortkarten: (Abteilung für Gefangenenfürsorge des Central-Komitees vom Roten Kreuz, Berlin S.V.V.) Im Juni erhielt ich Karte Sextus ((16/5) und dein Paket (Törley) mit 2 Wörterbüchern. Am 13. nahm ich Das erste Don-Bad. Eigenartige Witterung z. Zeit hier, oft Regen, Wind. Grüße  alle herzlich von mir.

Getreu Dein Friedrich Wilhelm Runze



Beresowska, 7. November 1916
(erhalten am 7. Januar)
Lieber Parzival!
Herzlichen Gruß aus der Ferne, Hoffentlich werdet ihr Weihnachten froh verleben, ich gedenke Weihnachten in Europa zu bleiben, wo, ist noch nicht raus. Der Transport wird bald abgehen. Sonst ist hier alles beim alten. 10 Grad kälter. Post kommt nicht. Geld auch nicht, was mich aber trotzdem nicht verhindern kann, vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken. Heute geht auch ein Brief an Egmond ab. Alles Gute weiterhin den Feldbrüdern. Heute hat Karola Kühnert ihren Geburtstag, glaube ich, ich werde ihr einen Gruß senden.
Auf Wiedersehen!
Dein FW Runze


Zur Post:
Zwei Karten vom Kriegsgefangenen, Leutnant Friedrich Wilhelm Runze (Foto) an seinen Bruder Parzival. Insgesamt hatte Familie Runze 13 Kinder, vier Mädchen und neun Jungen. Im 1. Weltkrieg dienten sechs davon. Zwei starben. Im 2. Weltkrieg starben drei Söhne und zwei Enkel. Friedrich Wilhelm lebte bis 1980, Parzival bis 1966.
Bei der Übertragung der Briefe wurde die historische Schreibweise nicht verändert.

 

Feldpost (32)

Grüße aus dem schönen Bad Wildungen

An den Kriegsgefangenen Herrn Leutnant Friedrich Wilhelm Runze
Krasnojarsk

Bad – Wildungen, Den 26.6.17
Innig geliebtes Fritzchen!

Die herzlichen Grüße aus dem schönen Bad – Wildungen. Ich bin hier zur Nierenkur was ich schon lang ersehnte. - Nun weile ich schon 6 Wochen hier es geht mir viel besser, aber trotzdem konnte ich bei der ersten Kur nicht ganz gesund werden.

Verzeih mir das dies die erste Karte aus Wildungen ist, aber ich hatte gestern erst deine Adresse und  Karten vom Abgeordnetenhaus erhalten, während ich schon lange sehnsüchtig darauf wartete.-

Nun fahre ich Sonnabend den 30. wieder heim. Ich freue mich schon. Wie möchte ich Dir recht bald dasselbe wünschen. Hoffentlich geht es Dir recht gut. Sextus hat das Eiserne I. Bekommen. Der Alane Hans Schmidt's ist leider gefallen. Sonst geht es hier in der Heimat gut.

Wir denken alle an Dich, wenn wir auch nicht so oft schreiben.
Grüße Herrn Bothe. Es bleibt mit den Gedanken bei Dir, Dein treues Heidekind!

Zur Post:
Eine Karte an den Kriegsgefangenen, Leutnant Friedrich Wilhelm Runze, nach Russland. Geschrieben hat sie seine Schwester Walheide. Das ist die Tante von M. Werner, die sie der „Freien Presse“ zugesandt hat.
Bei der Übertragung wurde die historische Schreibweise nicht verändert.



Feldpost (33)

Mittwoch hat Mütterlein Geburtstag

16.4.1916  Kriegsgefangenensendung

An den Kriegsgefangenen
Friedrich Wilhelm Runze
Leutnant
Sadonsk Gouvernem.
Woronesch.
Russland
Mein geliebtes Fritzchen!

Die besten Ostergrüße sende ich Die aus unserer teuren Heimat. Hoffentlich geht es Dir recht gut. Hast Du meinen Brief und die Karte erhalten.

Heute ist Sonntag und schönes Wetter! Mittwoch hat Mütterlein Geburtstag. Wir schenken alle Mütterlein ein nützliches Geschenk. - Nun auf Wiedersehen.

Deine Schwester Freya.

Zur Post:
Eine Karte an den Kriegsgefangenen, Leutnant Friedrich Wilhelm Runze, nach Woronesch in Russland. Die schwarz-weiß-rote Fahne ist – im sogenannten Feindesland – übermalt worden. Geschrieben hat die Karte Runzes Schwester Freya. Das ist die Mutter von M. Werner, die der „Freien Presse“ die Feldpost ihrer Vorfahren zugesandt hat. Insgesamt hatte die Familie 13 Kinder, vier Mädchen und neun Jungen. Im 1. Weltkrieg dienten sechs davon, neben Friedrich Wilhelm waren das Heinz-Georg, der 1914 fiel, Sextus Otto Michael, der 1918 fiel, sowie Parzival, Roland und Theophron. Im 2. Weltkrieg fielen drei Söhne und zwei Enkel.

Bei der Übertragung der Briefe wurde die historische Schreibweise nicht verändert.

 

 

Quelle: Freie Presse

 

Team Bunkersachsen 2014

 

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