Kriegstagebuch des Jäger Georg R

1916, Meine Erlebnisse an der Somme


"Am 3. Juli wurden wir in LaVille aux Bois abgelöst und kamen in eine ruhige Stellung bei Brimont. Daß uns daselbst ein längeres Bleiben nicht zugedacht war, darüber waren wir uns alle im klaren. Jeder wußte daß dies nur die Vorzeichen war zu einem größeren Gang. Schon nach einigen Tagen verwirklichte sich unsere Ahnung. Am 20. Juli wurden wir wieder abgelöst von Preußen, welche von der Somme kamen. In der kurzen Zeit, wo wir mit denselben während der Ablösung sprechen konnten, enthüllte sie uns nicht gerade ein schönes Bild von der Sommeschlacht. Bei uns hörte man nur die eine Frage: Wo wird es hingehen? Nach Verdun? Oder an die Somme? Einige sprachen wieder von den Argomme. Na, schließlich konnte und mußte es uns auch egal sein und man machte sich lustig auf dem Weg mit der Jure …... (?)
Andre Stădtchen, andre Bilder! Wir waren ja lange genug in dieser Gegend.
Am ersten Tag ging es vorläufig bis Aumencourt. Hier erhielt die Kompagnie noch etwas Zuwachs und am 21. marschierten wir bis Asfeld (?). Dort wurden wir abends auf die Bahn verladen und schon ging die Fahrt in die Nacht hinein. Doch ganz so glatt sollte die Fuhre nicht gehen. Jedenfalls hatten uns Flieger bei Tage marschieren sehen und geben uns nun das Geleit zu unsrer nächtlichen Fahrt, an verschiedenen Stellen Bomben werfend. Bei Ternier warfen sie mehrere in die Höhe des Bahnhofes. Doch wir kamen glücklich durch, wenn auch langsam, denn der Zug mußte öfter halten, um ein Unglück zu verhüten. Am anderen Morgen stiegen wir aus. Auf der Straße stand schon eine lange Reihe Autos bereit, auf welche das Bataillon nun verladen wurde. So eine Fahrt ist allerdings nicht zu den Vergnügungsfahrten zu rechnen. Denn umfallen kann keiner, so dicht steht man oben und wie auf Gummi geht es auch nicht, aber immer besser als marschieren und den Affen schleppen. Die Fahrt ging bis Mons, der Ort liegt schon im Feuerbereich, und auch die Flieger legen öfters ihre Eier dort. Wir rüsteten uns auf eine Nacht dort ein, schliefen aber wenig, da um Mitternacht lebhaftes Trommelfeuer war. Den nächsten Tag marschierten wir bis Athis und den selben Abend noch bis in die Reservestellung am Bahndamm bei Belloy. Der Marsch war sehr langweilig. Wir sehen die Front immer, aber kommen gar nicht näher. Um 5 Uhr hatten wir es endlich erreicht. Den 24. abends ging es unter Zurücklassung der ersten 2. Toten in vordere Stellung bei Belloy. Dort begann für uns die Sommeschlacht. Die feindliche Artillerie schoß sehr viel, doch unsere quittierten sehr gut mit Marke 15 und 21. Am schlimmsten wirkten die Torpedominen: eine ungeheure prasselnde Detonation und ein Zerschütteln des  trockenen Erdreichs bei jedem Einschlag. Bei dieser Beschäftigung schien der Minni - Lonis  …... zu haben: Binnen harter Zeit hatte hatte er einen ganzen Zugabschnitt vollständig zusammengekracht. Wir mußten uns alle nacht rechts ziehen, um nicht mit eingeackert zu werden.
Leider aber hatten wir trotzdem einige Verluste. Abends standen wir nicht im Graben, sondern lagen davor an einem Getreidefeld. Stehende Patrouillen waren noch weiter vorn. Wiewohl so ein vorgeschobener Posten sonst ganz interessant ist, war es doch dort höchst unangenehm. Das Feld lag noch voll von Leichen, und ein abschenlicher Gestank erfüllte das Gelände. Das nächste Übel war der Durst. Man hätte sonst was gegeben für ein Glas Wasser. Der trockne Staub klebte in Mund und Nase, gar mancher sehnte sich wohl nach dem Stammtisch zu Hause, zu den mit wohlem Naß  gefüllten Gläsern. Ein Zugangsgraben war nicht vorhanden. Folglich konnte bei Tage niemand hinter noch vor. Man war eben von der Welt abgeschnitten. Mit einem Kameraden hatte sich mir ein Karnickelloch gegraben, konnte es jedoch bei lebhaftem Artilleriefener darin nicht aushalten, da es in dem Erdreich zu sehr dröhnte. Die Fliegertätigkeit war feindicherseits sehr rege. Am 30.7. früh erschien endlich Ablösung. Wir marschierten bis hinter Morschheim und biwakierten unter einer Baumgruppe. Den 18. war nach mittags Alarm, welcher aber wieder aufgehoben wurde. Ein deutscher Doppeldecker geriet durch Selbstentzündung in Brand und stürzte in der Nähe unsrer Zelte ab. Die Besatzung war vorher schon abgesprungen, hatte sich den Todessprung vorgezogen als wie bei lebendigem Leibe verbrannt.
Abends 9 Uhr kam wieder Alarm, diesmal ging es aber fort. ½ 10 Uhr marschierte wir, unsere ganze  Wohnungseinrichtung auf dem Rücken, der Zwischenstellung zu. Da die Straßen unter Feuer gehalten wurden, mußten wir wieder größere Umwege durch die Felder machen. Den nächsten Tag ging es vor, als wir ziemlich vorn waren, begann aber wieder das große Frontenschacher. Wir mußten wieder ein Stück zurück, weil wir Sperrfeuer bekamen. Es ist eine ärgerliche Sache, wenn man nach so einem Marsch wieder zurücklaufen muß und dann wieder vor. Früh 3 Uhr waren wir endlich am Ziele. Löcher waren keine vorhanden, hate mich gleich auf einen Schützenauftritt gelegt und war schnell eingeschlafen.

Als ich erwachte, hat mich natürlich die Kälte elende geschüttelt. Hier blieben wir 10 Tage. Ich war mit bei den Verpflegungstruppen. Der Verpflegungstransport  dauerte fast immer die ganze Nacht. Erst wurden die Schiebeträger, Brote und dergl. vorgebracht, und dann noch ein Gang mit Wasser gemacht. Das Wasserholen war mit Schwierigkeiten verbunden. Es war nur ein zerschossener Brunnen im Dorfe Deniwurt (?) und man mußte die Kessel mittels eines Telephondrahtes herunterlassen, eine mühsame Arbeit, da der Brunnen sehr tief ist, auch wurde derselbe sehr beschossen, hauptsächlich mit Gasgranaten. Die Verpflegung war reichlich und gut. Doch konnte man nicht viel essen, jeder klagte über Durchfall. An der großen Masse Ausrüstung, Munition und dgl., welche überall herumlag, konnte man sehen, was sich hier schon für Kämpfe abgespielt haben. Am 10. und 11. wurden wir beim Transport besonders stark beschossen, kamen aber ohne Verlust davon. Am 12.8. wurden wir abgelöst und gingen erst nach Villewurt, den nächsten Tag nach Bethanwurt. Dort hatten wir am 15.8. Besichtigung durch Herrn General Franke. Am 16. zogen wir wieder auf den alten Biwakplatz bei Monheim. Den 18.8. ging es in die Zwischenstellung bei Aplawurt. Daselbst am 21.8. Alarm, es wurde bei Tage, teilweise über freies Gelände, schnell vorgerückt. Die feindliche Artillerie funkte sehr und die Flieger schwirrten massig in der Luft. Durch zurückkommende verwundete, bei welchen sich schon Gefangene und Verwundete Franzosen befanden, erfuhren wir, daß die Franzosen bei uns bis in die 2. Linie eingedrungen sind. Was uns nun für Arbeit zugedacht war, wußte ein jeder. Auf gegebene Luftsignale legte unsere Artillerie Sperrferner und vereint mit den 103. ging es zum Sturm vor. Binnen kurzer Zeit war diese schwere Arbeit verrichtet und der Feind wieder heraus geworfen, auch noch eine Anzahl Gefangene gemacht. Wohl kehrten von uns auch viele Kameraden nicht zurück, doch der Stoß war vollkommen gelungen. Am 22. abends wurde noch ein Stück gesäubert, wobei sich ein Handgranatentrupp unter Führung des Herrn Lt. Wagner ganz besonders hervortat. Es war ein trauriges Bild: Tote, Freund und Feind lagen noch überall herum, der flüchtig gebaute Graben sah interessant aus:  alles durcheinander, deutsche und französische Ausrüstung. Auf dem Grabenrand nach dem Feinde lagen Schußbereit die deutschen Gewehre, daneben scharf ausspähend die Posten. Auf der anderen Seite des Grabens lagen herrenlos noch die französischen Musketen. Die Mündungen nach den entgegengesetzten Seiten gerichet, doch ohne Bedienung. Französische Handgranaten lagen massig im Graben. Es ist kolossal, was der Feind in der kurzen Zeit dorthin geschleppt hat. Am 25. früh 3 Uhr wurden wir abgelöst und marschierten wieder nach Monheim, froh, daß wir dieser Blutstifte wieder mal den Rücken zeigen konnten. Zur Entschädigung für die Entbehrungen, welche wir draußen ertragen mußten, gab es dort einmal einen richtig gehenden Gulasch. Es hatte gerade angefangen, tipp topp zu schmecken, unser Musikerschar spielte auf der Straße, als plötzlich krachend eine Granate gar nicht weit von der Musik einschlug. Die Kinder schrieen laut (das Dorf war noch von Zivilisten bewohnt) und alles rannte aus den Häusern hinaus auf die Felder. Nicht einmal die eignen Landeskinder wurden von diesem kultivierten Volk verschont, welches andere Völker als Barbaren hinstellt. Ein unerwartetes Schauspiel welches für den Veranstalter sehr gefährlich und nur der Not gehorchend, ausgeführt wurde, bot sich uns eines Tages in diesem Orte. Ein feindlicher Flieger versuchte sich mit kolossaler Geschwindigkeit auf einen unserer Fesselballon, zu stürzen. Der Beobachter im Korbe des Ballons erkannte jedoch rechtzeitig die Gefahr, und mit Hilfe eines Fallschirmes wagte er den Sprung durch die Luft. Diese Höhe zu durchschweben mag kein schönes Gefühl sein denn die Reise dauerte immer einige Minuten, der Flieger war indessen durch Maschinengewehrfeuer vertrieben worden. Am nächsten Tag kam die Vergeltung: durch unsere Artillerie wurden dort 3 feindliche Flugzeuge abgeschossen, eins davon kam brennend zur Erde nieder. Am 28.8. gingen wir 4. Gruppen stark, als Verstärkung zur III. K.- I. Rgt. 102 Zwischenstellung bei Aplanwurt. Es hatte ein paar mal kräftig geregnet und wir mußten jeden Abend durch den Schlamm vor in Stellung. Am 31. nachmittag griffen die Franzosen wieder an und wir  mußten vor. In manchen Grabenteilen stand das Wasser ziemlich hoch. Es lief beinahe in die Hosentasche, aber durchgemacht wurde. War man durchs Wasser, gings durch Schlamm und die Stiefel wurden immer schwerer. Nachdem wir noch eine Weile durch den Morast gestampft waren, kam vorn der Befehl: die Kompanien sollen auf dem Schnellsten Wege nach vorn kommen. Nun ging es aus dem Graben raus und in schnellem Schritt und Laufschritt ging es weiter. Im Walde vorn wurde ein Halt gemacht, unterdessen kamen die 4 Gruppen vom 102tn wieder zurück,welche wir ersetzt hatten, da wir alle versprengt waren und ich von den Jägern niemand antraf, machte ich mich allein auf die Suche nach meiner Kompanie , welche ich früh 4 Uhr in der Zwischenstellung antraf. Dort wurden wir am 3.9. wieder alarmiert. Der Weg war diesmal etwas besser, doch Stellenweise reichte das Wasser immer noch bis über die Stiefel. Bei diesem Vorgehen gab es mehrere Verluste, die feindliche Artillerie schoß wie toll. Kurz vorm Park schlug eine Granate direkt vor uns ein. Der Luftdruck warf uns alle zur Erde. Von meinen 3 Vorderleuten waren 2 tot, einer schwerverwundet und hinter mir wurden auch noch einige verwundet. Für´n  ersten  Augenblick blieb mir der Verstand weg. Als ich aber merkte, daß ich noch fort konnte, ergriff er schnell ein Gewehr und einen Stahlhelm und rannte lebhaft weiter.Von unserer Gruppe war nur der Oberjäger und ich noch da. Der Oberjäger wurde am anderen Tage auch noch verwundet. Im Park verweilten wir einige Zeit und bei Regen und Finsternis ging es dann vor. Nach dem wir die Tour durch das Gewirr des zusammengeschossenen Waldes zurückgelegt hatten, besetzten wir die ehemalige III. Linie, jetzt vorderster Graben. Mein Gruppenführer hatte den Auftrag, nach rechts Verbindung zu suchen. Ich und ein Kamerad gingen mit. Als wir uns ungefähr 200m durchgearbeitet hatten empfing man uns plötzlich mit Handgranaten und Maschinengewehrfeuer. Uns blieb weiter nichts übrig als so schnell wie möglich über die ungedeckten Stellen zurückzulaufen. Verbindung hatten wir nun leider noch keine, aber das der Feind in der Verlängerung unsrer Stellung saß, wußten wir. Hier mußten wir nun 3 Tage ganz durchnäßt aushalten; da wir sehr zusammengeschmolzen waren, konnten wir die Stellung nur schwach besetzen, und mit jedem Tage wurden wir weniger. Am 6.9. kam endlich Ablösung und keiner verweilte sich unnötig länger an diesem ungemütlichen Orte. Jeder beeilte sich auf dem schnellsten Wege nach hinten. In einem Reservegraben mußten wir noch eine Nacht verbringen, um endlich am anderen Morgen endgültig von der Somme abgelöst zu werden. Jeder war froh, daß wir endlich wieder mal aus der Gegend fortkamen. Bei so einer Schlacht bekommt man wohl verschiedenes zu sehen, doch ist es kein Schauspiel, sondern ein großes Trauerspiel. Denn alles, was man sieht, geht nur darauf hinaus, so viel als möglich Menschen zu vernichten. Wenn man dieses Elend sieht, die verwundeten und von den Granaten zerrissenen Kameraden glaubt man fast nicht unter einem christlichen und kultivierten Volke zu wohnen.

Am 16.9.1916

Bin im Schlafe noch oft an der Somme. Haben ja auch viel erlebt und gesehen, bloß nichts Gutes. Das Leben in der Luft ist sehr interessant, der Himmel wimmelt manchesmal von Fliegern. Ab und zu wurde einer abgeschossen, bevor er stürzte, machte er noch die unglaublichsten Bewegungen. Andere wurden wieder durch unsre neuen Geschütze, mit Phosphorgeschossen, in Brand geschossen. Im Nu brennt es über und über und geleitet langsam zur Erde nieder. Bis es unten aufhaut und eine Feuersäule mit einer dicken schwarzen Rauchwolke verkündet, daß es wieder mit einem Vorbei ist. Fesselballons haben die Franzosen sehr viel. Auf einem Komplex uns gegenüber standen mal 42. Stück hoch. Französische Flieger machten immer Angriffe auf unsere Fesselballons, mittelst Fallschirm aus 600m Höhe ist deswegen ein Beobachter  aus unsrem Fesselballon abgesprungen und auch lebendig angekommen. Die Reise durch die Luft dauerte aber immer eine ganze Weile. Andere Bilder will ich nicht schildern. Das Eindrücke, welche man wohl sobald nicht vergessen kann. Nur einen Fall will ich noch erzählen. Am 30.5.  mußten wir unter saftigem Sperrfeuer vor, weil die Schwenker angriffen. Es gab auf dem Anmarsch schon viel Verwundete. Plötzlich läuft ein Volltreffer direkt vor meiner Gruppe rein, der Luftdruck haute uns alle hin. Ein fürchterlicher Schrei, von den 3 Mann vor mir waren 2 tot und einer schwer verwundet, hinter mir zirka 10 Mann schwer und leicht verletzt. Für den ersten Augenblick dachte ich, mir hat es alles zerrissen. Als ich aber merkte, daß ich noch fortkonnte, habe ich schnell noch ein Gewehr und Stahlhelm von den Toten gegriffen (meins war dabei verschüttet) und bin lebhaft weiter. An diesem Tage ist viel Blut geflossen. Vom 13. des Montas bis die letzten 3 Tagen an der Somme waren die schlechtesten. Mußten 3 Tage durch und durch naß im Schlamm stehen und warten, dazu waren wir sehr geschwächt. Die Franzosen hätten uns bald umgangen, Sie hatten uns schon einige Posten abgeknöpft und unsre Artillerie legte ihr Sperrfeuer schon hinter uns, weil es hieß: die Jäger sind abgeschnitten. Am 3. Sept. mußten wir unter luftigem Sperrfeuer ins Gefecht. Da haben wir viel verloren. Abends mußte ich Patrouille machen, ich sollte sehen, ob wir noch nach rechts Verbindung fanden. Als wir uns vielleicht 300m durchgearbeitet hatten, in der Finsternis, fanden wir auch welche. Aber leider waren es Franzosen. Die versengten uns reichlich mit Handgranaten und mit dem Maschinengewehr knatterten sie uns über die Köpfe weg. Aber glücklicher Weise hatten sie keinen getroffen. Wir waren 3 Mann. Es blieb uns weiter nichts übrig, als zurückzukriechen durch den Schlamm. Wo die Nächsten von uns lagen, wußten wir immer noch nicht. Na, bei der Geschichte wird man schließlich ganz gleichgültig. Zu essen hatten wir auch die ganze Zeit nichts als ein paar Zwiebäcke, dann freut man sich seines Lebens nicht mehr so sehr. Der schönste Tag war der 6.9., denn da wurden wir abgelöst. Trotz etwas wunden Füßen bin ich aber mitgelaufen, daß ich wegkam von dem Bilde der Unmenschlichkeit. Es ist uns sogar der Marsch von 11 Stunden nach der Bahn nicht zu schwer geworden; “Nur weg! Nur weg!“  Meine Kompanie ging mit 39 Mann aus dem Gefecht mit Feldwebel und allen. Da könnt Ihr Euch ungefähr ein Bild machen, wie es zugeht. Über 200 Mann rückten wir raus und haben dreimal Ersatz dorthin bekommen. Ich bin jetzt nicht bei der Kompanie, sondern bin als Wetterbeobachter kommandiert. Wir sind 4 Mann dazu, lösten uns gegenseitig ab. Bin jetzt in Stellung und gehe Freitag auf 8 Tagen hinter die Front.

Aus dem Tagebuch über den Feldzug in Mazedonien und Rumänien.

Vom 29.9.     Meldejäger 1.-5.   am Bahndamm.

5. abgelöst nach Avaux.

10. Abfahrt von Roberschamp- Ferme mittags.

Aufgeladen am 17.Okt. vormittags 8 Uhr.
110km Marsch durch die Wüste, alles kahl, nur abends und früh marschierten wegen der Hitze. Abends Zelte geschlagen Türken verkauften Tabak, ein buntes Bild, alle tragen roten Fez und rote Gürtel. Der Hosenboden geht bis an die Knie. Transport geschieht nur mit Ochsen und Esel. Den 18. früh 3 Uhr Zelte abbrechen und Abmarsch. Sehr steile Berge passieren, immer noch alles Wüste, einige Sträucher wachsen schon, sonst alles Sand und Felsen. Um 8 Uhr Halt, da nun die Hitze wieder anfängt. Die Nacht war sehr kalt. Hier ist eine Schwebebahn gebaut aller 20- 30m ein Wagen, es wird Munition und alles Mögliche befördert, es wird eine unbändige Masse damit fortgeschafft. Adler kreisen in den Lüften, die bulgarischen Geschirre sehr interessant, ganz kleine Wagen, roh zusammengebundene Holzräder ohne Reifen, Maulesel, lange Karawanen, weil nicht viel aufgeladen werden kann. 26 Ochsen zogen meist ein 15 cm Kanone den Berg hinauf. Abends Zelte gebaut, aber gefroren die Nacht, früh 4 Uhr abmarsch, ½ 10 Uhr Halt, den höchsten Berg überschritten _ _ _ ."

Hiermit bricht der Satz ab.
Der Tod hat dem Schreiber die Felder aus der Hand genommen.

An andrer Stelle als lose Notizblätter nachfolgende Stichworte des Gefallenen:

Salzburg wunderbar, 8 Stunden Aufenthalt,
Türkengesang,
Serbische Felsenschlucht,
Häuser verschanzt,
Mazedonien Telephonstangen halb Eisen, halb Holz
kein Wald, nur Wüste und Stein.
Groß Sachsenhausen, Ludwigsburg, Münster, Stuttgart, Göppingau, Salzburg, Wien, Budapest, Kiskörös, Semlin, Belgrad durch Serbien und Mazedonien.

Der Jäger Georg R. wurde am 11. April 1889 in Fürstenwalde bei Lauenstein geboren; er war Tischler und Zeichner; ledig;

Dienstgrad:    Jäger, Jägerbattailon Nr: 12
Vater:                       Joseph R, Förster
Mutter:                     Karoline
Gefallen am 22.Okt. 1916   10:40 vormittag
              nördlich Gardelovo im Cernabogen (Südserbien) durch Gewehrschuß in den Bauch
              liegt mit 3 Kameraden auf dem Kampfplatz
 

Kameraden

Fotos:  "Die große Zeit" Erster Band 1915"

 

 Feldpostkarte 1914: 

Letzte Zeugen des Weltkrieges: Deutsche und französische Stahlhelme werden von den Bauern auf den mazedonischen Schlachtfeldern zum Schutz gegen Regen und Wind auf die Bienenkörpe gesetzt.
Foto: DIE WOCHE Februar 1932  

                                  

EHRE ALLEN !!!

TOTEN ALLER KRIEGE !!!

 

© Privat Archiv Axel. Danke Loreen für's abtippen.

Die Aufzeichnungen wurden nur ganz geringfügig geändert. Ansonsten sind die Niederschriften in Rechtschreibung und Grammatik der damaligen Zeit wieder gegeben.

© Team Bunkersachsen 2012

 

 


 

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