Kampfbunker, Panzerwerke und Verteidigungsanlagen im Nordabschnitt.

Es handelt sich bei dieser Auflistung ausschließlich um Bunker die von uns persönlich in Augenschein genommen wurden. Die Beiträge gliedern sich nicht nach Standorten sondern in der Abfolge der laufenden Numerierung.


WERKGRUPPE LUDENDORFF
1935 bis 1937 auf dem Berg “Fuchsberg” in einer Schleife der “Obra” erbaut.

Ludendorff war die wichtigste Schnittstelle der strategisch unverzichtbaren Verkehrswege der Festungsfront Oder - Warthe - Bogen. Vor Ausbruch des Krieges zählte die Werkgruppe zu den Vorzeigeobjekten des deutschen Festungsbaus. In- und ausländische Presse, Militärattaches und auch Filmemacher wurden hier freundlichst empfangen und “herumgeführt”, man zeigte was sie sehen sollten. Der Amerikanische Attache ließ sich durch gekonnte Täuschung zu einem völlig überzogenem Bericht an seine vorgesetzten Dienststellen hinreisen. Über Ausmaße, Bewaffnung und Stärke der Besatzung war er erfolgreich von den deutschen Festungsoffizieren in die Irre geführt worden
Die Werkgruppe Ludendorff ist durch Artilleriebeschuß während der Kampfhandlungen und später erfolgte Sprengungen stark zerstört und fast vollständig und massiv zersprengt. Die Sprengwirkungen sind im Umfeld weit verbreitet und ein Trümmerfeld aus Gesteinsquadern, zerborstenem Beton und Stahl bieten sich dem Betrachter. So z. B. bei Pz.W 883, wo ein mehre Tonnen schwerer Betonklotz, versehen mit massiver Stahlarmierung über ca. 25 bis 30m durch die Luft geschleudert wurde und wie ein drohender Fels im Gelände zum liegen kam. Die meisten Bunker der Werkgruppe Ludendorff sind quasi durch die Sprengladungen fast völlig zerrissen.
Die Werkgruppe Ludendorff wurde von Einheiten der Waffen - SS zäh und verbittert verteidigt. Die Kampfhandlungen zogen sich über mehrere Tage hin bis man dem an Waffen und Soldaten weit überlegenem Feind weichen mußte.
Spekulationen über das Bernsteinzimmer oder die Warschauer Museums Schätze machen seit Jahrzehnten hier die Runde. Zur Werkgruppe Ludendorff  zählten die Panzerwerke 863 bis 868.



Alle Werke der Ludendorff  - Gruppe sind B 1 Werke, das heißt, sie verfügten laut Vorschrift über eine Bewaffnung von drei MG und hatten eine Besatzung von 25 Mann. Die Betonstärke betrug 1,20m.

Der Vorläufer der Festungsfron Oder  Warthe  Linie war die Nichlitz - Obra - Linie. Sie wurde zwischen 1934 und 1936 erbaut und bestand aus insgesamt 23 Bunkern über einen Streckenabschnitt von etwa 80 km.

Panzerwerk 863, Baujahr 1938 / 1939
mit Hohlgang zu Pz.W 864
B 1 – Werk
Dieser völlig gesprengte Kampfbunker hatte drei Ebenen. Leider sind keinerlei Panzerbauteile mehr vorhanden. Dafür gibt es allerdings einen Verbindungshohlgang zur Anlage Pz.W 864. Es ist allerdings mühsam den kompletten Stollen zu befahren. Wadhose und anders Equipment ist erforderlich. Für die Sprengungen der Werke muß nach den Ausmaßen der Sprengwirkungen eine unheimliche Menge von Sprengmitteln verwendet worden sein.

Im Hohlgang zwischen Pz.w 863 & 864


Panzerwerk 864, Baujahr 1938 / 1939
mit Hohlgang zu Pz.W 863
B 1 - Werk
Bunker mit einer Ebene, fast vollständig zersprengt. Erhaltenes Panzerbauteil 7P7, Schartenplatte für MG. Die Wirkung und Wucht der Sprengladungen lässt sich bei diesem Kampfbunker sehr deutlich daran erkennen, wenn man die am Hang zur “Obra” geschleuderte ausgesprengte Panzerkuppel für einen Maschinengranatwerfer M 19 sieht. Durch die Detonation ist sie über mehrere Dutzend Meter vom Bunker weg an den Hang Kopfüber zum liegen gekommen. Bei einem Aufschlag in einem anderen Winkel wäre sie sicherlich noch einige Meter Hangabwärts  Richtung Fluß gepoltert. Ein nicht gesicherter Senkschacht stellt bei dieser Betonruine ein hohes Gefahrenpotenzial dar.

Die "Kopfüber" Panzerkuppel am "Obrahang"



MG und Pak (47mm) – Sicherung für Panzergraben

Sicherte den davor liegenden strategisch wichtigen Wasser- b.z.w. Panzergraben. Der Betonbau ist vollständig erhalten. Auch einige Vorrichtungen für die Pak 47 sind zu erkennen. Dieser Verteidigungsstand befindet sich zwischen den Kampfwerken Pz.W 864 & 863


Panzerwerk 865, Baujahr 1935 / 1936
Dieses Panzerwerk gehörte ursprünglich zur Verteidigung der Nichlitz - Obra - Linie.
B 1 - Werk
Eine der wichtigsten Kampfanlagen wurde hier auf dem Berg “Fuchsberg” errichtet. Es war das größte Werk und verfügte über einen Verbindungsschacht mit einem Blindschacht in der Tiefe. Ursprünglich war dieses Werk an beiden Kampfanlagen Pz.W 866 & Pz.W 867 angeschlossen.
Gesprengtes und beschossenes Panzerwerk mit zwei Ebenen, Panzerbauteile sind auch hier nicht mehr vorhanden. Erhalten sind der Kampfraum (teilweise), Bereitschafts- und Maschinenraum sowie die Küche. Vorgesehen waren vier MG, zwei davon MG 34 im sechs Schartenturm 20P7. Weitere zwei MG 08 / 15 sollten hinter der Stahl – Scharten - Panzerplatte 10P7 die Zugänge sichern.

Panzerwerk 866, Baujahr 1935 / 1936
B 1 - Werk
Der nicht völlig gesprengte Kampfbunker hat ebenfalls keinerlei erhaltene Panzerbauteile mehr vorzuweisen. Lediglich der Sockelring 420P9 für die Lafette der 3,7mm Festungs - Pak ist noch erhalten. Es existiert noch der Verbindungshohlgang zu Pz.W 867.

Im Verbindungshohlgang

Panzerwerk 867, Baujahr 1935 / 1936
B 1 - Werk
Relativ gut erhaltener Kampfbunker mit zwei Ebenen. Interessant ist die teilweise zerstörte Drei - Scharten - Panzerkuppel 2P7 mit seinen Beschussspuren. Die durch Sprengversuche zerrissene Kuppel steht frei im Gelände und zeigt die Wirkung der Sprengladung. Heute muß sie nun ständig als Fotomotiv herhalten.

Panzerwerk 868, Baujahr 1938 / 1939
B 1 - Werk
Werk zur Artilleriebeobachtung ohne noch vorhandene Panzerkuppeln. Dieses Werk zeigt ebenfalls massive Sprengwirkungen. Die Betontrümmer überziehen das Gelände. Der Schacht steht offen und birgt eine große Gefahr für unachtsame Besucher.

Das Trümmerfeld der zerissenen Stahlbeton - Kampfanlagen Werkgruppe "Ludendorff"



Panzerwerk 875, Baujahr 1935 / 1936
Dieses Panzerwerk gehörte ursprünglich zur Verteidigung der Nichlitz - Obra - Linie.


B 1 - Werk
Dieses nicht zur Werkgruppe Ludendorff zählende, teilweise gesprengte Kampfwerk diente der Straßensicherung und ist teilweise gesprengt. Die Nahverteidigung ist mit seinen Flankensicherungen erhalten, ebenso der Bereich der Pak - Garage mit Notausstieg. Die 37mm Pak musste von ihrer Bedienungsmannschaft aus dem Unterstand heraus in eine Freistellung verbracht werden. Es verfügt über zwei Etagen mit einem erhaltenem Panzerbauteil 10P7 sowie in der oberen Etage eine Stahlplattenscharte 7P7 für ein MG. Ein interessantes Bild bieten die zwei übereinander liegenden Zugänge in das Panzerwerk.

                                              Panzerwerk 865 mit gesprengter Kampfebene

Vor einigen Jahren waren gute Freunde von uns vor Ort, um mit Genehmigung der polnischen Behörde Schachtarbeiten unter der WG "Ludendorff" durch zuführen. Die erfolgversprechenden Arbeiten fanden ein plötzliches Ende, unter fadenscheinigen Ausflüchten polnischer Beamter, als die Gruppe in Tiefen und Bereiche vorgestossen war, welche seit den Sprengungen 1945 kein Mensch mehr zu Gesicht bekommen hat. Der komplette Bericht mit Bildern und Videosequenzen liegt vor, bleibt aber nach Absprache unveröffentlicht. Im Gelände findet man allerdings noch die mit Beton verblomten Schächte.

Werkgruppe Moltke 

Panzerwerk 814, Baujahr 1936 / 1937

"Moltke" bestand im Prinzip nur aus diesem einen Panzerwerk. Der Bunker sollte die Uferbereiche der sich hier befindenden Gewässer sichern. Komplett zerstörtes Kampfwerk mit zwei Ebenen.

Das Werk verfügte über

- zwei Sechs - Schartentürme 20P7 für MG
- drei  Drei - Schartentürme 2P7 für MG
- Panzerturm für M19
- Stah - Schartenplatte 7P7 für MG zur Flankensicherung / Nahverteidigung
- Infanteriebeobachtungsturm 52P8

Zu jedem der zwei Drei - Schartenürme führte ein Hohlgang. Leider erlaubte es uns die knapp bemessene Zeit an jenem Tag nicht das Werk näher in Augenschein zu nehmen.


Panzerwerk 817

Roon

Nicht weit entfernt von Pz.W 814 liegt dieses baugleiche Werk. Von diesem ehemaligen Kampfbunker sind heute im Gelände auf Grund von Sprengungen ebenfalls geborstene Betonteile sowie eine mit Wasser zugelaufene Betongrube zu finden. Das Pz.W verfügte über zwei Ebenen. Panzerteile sind keine mehr erhalten. Auch hier machte uns das Zeitfenster einen Strich durch die Rechnung, um eine genaueren Erkundung vor zunehmen.


Quellen:

Schautafeln & diverses Kartenmaterial

Text: Axel
Fotos: © Gotti, Jens, Loreen, Schwiezer Spezis

© Team Bunkersachsen 2007 .....



 

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