Das Hohlgangsystem unter der Werkgruppe „Scharnhorst“

Dieser Beitrag kam nur durch die stetige Recherchearbeit unseres Mitstreiters GOTTI zustande. Mein Großer – auf diesem Wege nochmals ein großes Dankeschön!!!

„Die Bezeichnung „Werkgruppe“ stammt aus der deutschen Armeevorschrift HDvg 4 von 1940. „Eine WG setzt sich aus mehreren Werken zusammen, die durch unterirdische Gänge verbunden sind. Sie sind zur gegenseitigen Abwehr vorbereitet. Andere Darstellungen sind Phantasien verschiedener Autoren“.
[1]

Vom Bahnhof „Heinrich“ im unterirdischen Hohlgangsystem des Zentralabschnitts sind die Kampfanlagen Panzerbatterie 6 (in Planung und nur wenige Meter vorgetrieben), das unvollendete Artilleriewerk - Panzerbatterie 5 / Werk Nord,  die Werke 716 & 716a, das Pz.W 717 sowie Pz.W 718 zu erreichen. Vom Bahnhof „Heinrich“ sind es etwa 900m bis zum Pz.W 717. Davor zweigt der Verbindungstunnel in südliche Richtung zu den beiden Werken 716 & 716a ab. Beide Werke liegen etwas über 200m voneinander getrennt im herrlichen Hohlgangsystem. In Richtung Norden geht es ca. 450m zu Werk 718. Wieder zurück auf der Hauptverbindung sind es nun etwa 220m zum Panzerwerk 717.
Pz.W 717 und 716 verfügt über einen Treppenschacht über 6, 716a über fünf Etagen.

In der hervorragenden seit 2010 erscheinenden Fortsetzungsserie „Festungsfront Oder - Warthe - Bogen“ ist in der vierten Ausgabe das Hohlgangsystem unter der Werkgruppe „Scharhorst“ beschrieben und bebildert.

Auszüge aus der Publikation:

Durch den 21,5m tiefen Treppenschacht gelangen wir über 112 Stufen in die unterirdische Kaserne.
Einen wichtigen Teil des unterirdischen Bereichs des Pz.W 717 stellen die Munitionslager für die Waffen des Panzerwerkes dar. Es wurden dort Geschosse für vier Maschinengewehre MG 34 und in MG 08 / 15, Munition für die persönlichen Waffen der Besatzung sowie Handgranaten, Reserveläufe, Ersatzteile und viele andere Ausrüstungsgegenstände gelagert.
Am Ende des Maschinenraums befindet sich ein 11,2m tiefer Brunnen, der die Dieselaggregate für die Erzeugung von elektrischem Strom mit Kühlwasser versorgte. Auch Brenn- und Schmierstoffe wurden dort gelagert. Im geplanten ersten Stock sollte eine Belüftungs- und Filteranlage installiert werden, um den Kampfbunker und das Hohlgangsystem mit frischer Luft zu versorgen.
Die zweigeschossige Kasernenhalle ist nicht fertig. Im oberen Stock sollten Schlafzimmer und Sozialräume engerrichtet werden.
Für den Bau des unterirdischen Systems gab es zwar viele Normen, aber es gibt überall verschieden Abweichungen wie zum Beispiel diese Trapezkammer in der Abzweigung zum vierten Kampfbau der Werkgruppe Scharnhorst, dem nicht gebauten Pz.W 718.
Hinter einem der ältesten Gitter im Schutzgebiet Nietoperek sind es noch 666,2m bis zum Hauptverkehrsweg, der Wirbelsäule des unterirdischen Systems. Dieser Südteil wurde von der Firma Kunz & Co. Aus München gebaut. Die Firma hatte eine besondere Baumethode, Kunzsche Rüstung genannt, entwickelt.
Wir sind nur ein paar Dutzend Meter vom Bahnhof Heinrich entfernt. An den Wänden sind die Enden von einbetonierten Rohren für Sprengstoff zu sehen. Die Rohre sind 1,25m lang und durchdringen die gesamte Tunnelwand.
Der Bahnhof Heinrich ist 101m lang. Im unterirdischen Hohlgangsystem befinden sich insgesamt 18 größere und kleinere Bahnhöfe. Drei Räume im Bahnhof dienten der Besatzung zum Betrieb der Eisenbahn und vermutlich auch zum Ausruhen. Die Spurbreite der Eisenbahn betrug 600mm.
Akku - Grubenlokomotiven vom Typ 1A4 sollten auf den Schmalspurgleisen im unterirdischen System fahren. Die Akkus befanden sich in einem Behälter hinter dem Fahrersitz. Eines von drei Lokomotivdepots mit Akkumulatorenraum war am Südende des Bahnhof Heinrich geplant.
Wir sind in den Räumlichkeiten des geplanten T - Werkes Nr: 5. In der zweiten Verteidigungslinie sollte es nicht nur die Rückseite der Gruppe von B – Werken, die schon im Jahre 1939 als „Scharnhorst“ bezeichnet wurde, schützen, sondern gleichzeitig auch das Haupthindernis, heute „Drachenzähne“ genannt, verteidigen.
Die Verbindung zum Pz.W 716 ist 435,8m lang und stellt somit nur einen Bruchteil des unterirdischen Systems dar. Über seinen Bau hat der Reichskanzler A. Hitler am 30. Oktober 1935 entschieden; die Beendigung der Bauarbeiten hat er am 4. Juli 1938 befohlen. In der Zwischenzeit wurde eine fantastische Bauleistung erbracht.
716a
Weil dieses Objekt als Ausgang für das Werk 716 diente, kann es auch taktisch als E – Werk (Eingangwerk für B - Werk 716) bezeichnet werden.
[1]

Quellen:
Vielen Dank an GOTTI, für seine unermüdliche Recherchearbeit
[1] Publikation „Festungsfront Oder – Warthe – Bogen. Führer durch die Geheimnisvolle Welt des Hohlgangsystems und seiner Bewohner. Ausgabe 4  „Scharnhorst“ Polen / 2011
Text & Abgetippt: Axel

 

 

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