Hydrotechnische Verteidigungs- Wehr- und Kampfanlagen

Neben seinen Bunkeranlagen sticht die Festungsfront Oder - Warthe - Bogen durch seine Dreh- und Kipp - Roll - Brücken, sowie ausgeklügelte Wehre und Schleusen hervor. Diese Wasserhindernisse sind im deutschen Festungsbau und darüber hinaus einmalig

Kippvorrichtung unter K 622


Kipprollbrücke K 622, Erbaut 1938 bis 1939

Diese Kipprollbrücke ist eines der ersten militärischen Bauwerke der Festungsfront OWB. Das Brückenwerk ist eine technologisch taktische Meisterleistung und von Zivilisten der damaligen Zeit sowie auch noch heute kaum als militärisches Verteidigungsbauwerk zu erkennen. Erbaut von 1938 bis 1939 konnte sie einen kompletten Teil der Fahrbahn in sekundenschnelle in sich „Einschieben- Einrollen“. Dadurch wurde die Fahrbahn unterbrochen und für Fahrzuge aller Art unpassierbar. Im Bereich der Brücke sicherten zwei Kassematten mit MG – Scharten die Flussufer, welche als unter Wasser stehende Panzergräben vertieft und angelegt waren. Der Fluss dürfte eine geschätzte Breite von bis zu 15 m unmittelbar bei der Kipprollbrücke haben. Nahe der Brücke im Waldbestand liegt noch im Verlauf der ursprünglichen Straße eine Betonplatte mit eingelassenen Aushöhlungen. In diese konnten im Verteidigungsfall Schienen- bzw. Gleisstücke eingesetzt und verankert werden. Somit war es in kürzester Zeit ein wirksames Hindernis gegen motorisierten Angreifer.

Betonplatte mit Aussparungen für Gleisstücke als Fahrzeugsperre oder zumindest wirksames Hinderniss

Mechanik unter Wasser

Innenleben

MG Scharte zum Bestreifen der Uferböschung

 

 „Wasserschloß“ mit Kipprollbrücke Bauwerk K 602. Baujahr 1935

Mit diesem verbunkertem Bauwerk konnte der Wasserzulauf des großen Nischlitz Sees reguliert werden. Durch raffinierte Einbauten war man in der Lage den Wasserstand um bis zu 2 m abzusenken. Während des Krieges war das Bauwerk als Scheune oder größerer Uferschuppen getarnt, und als Klasse – A – Objekt konzipiert, das heißt mit einer Betonstärke von 3, 5 m versehen. Im Staubereich selbst waren unterschiedliche Unterwasserhindernisse eingelassen. Die teils mit scharfen Kanten und Spitzen versehenen Hindernisse waren in der Lage gepanzerte Fahrzeuge zu stoppen oder Boote einfach aufzureißen. Das „Wasserschloß“ mit seiner Kipprollbrücke zählte zu einer Vielzahl dieser oder ähnlicher Wasserhindernisse. Bis 1937 entstanden alles in allem neun Stauanlagen sowie ein Wasserablaßwerk zum Fluten der vorgesehenen. Bereiche.

 

Wasserschloß mit Panzersperre aus Krupp - Stahl, ganz rechts

© (SS)

Mechanik der Stahl - Fahrzeugsperre

 

Drehbrücke D 724 "MATHILDA". Baujahr 1936 bis 1937

Ein Teil der Fahrbahn dieser Drehbrücke wurde über einen Drehpunkt und entsprechendem Gegengewicht zur Seite geschwenkt und am Ufer in einem Betonsockel eingeklinkt. Somit war auch diese Straße in sekundenschnelle für Fahrzeuge aller Art unpassierbar. Ein Verein hat die Dreh- bzw. Schwenktechnik wieder instandgesetzt und für einen kleinen Obolus Kurbeln sie auch schonmal die Brücke ein paar Meter zur Seite.

© (SS)

Der Betonsockel mit Vorrichtung für den schwengbaren Fahrbahnteil

Schwenkkante der Fahrbahn

Die Brückenkurbel und die Schwenkmechanik im Leib der Anlage

 

 Schleuse 617. Baujahr 1935

Hier konnte das Gewässer angestaut werden. Das Werk wurde mit zwei Toren verschlossen, der Zwischenraum zusätzlich mit Sandsäcken ausgefüllt. Somit war eine perfektes Anstauen möglich. Über einen Ein- bzw. Auslauf  und einem kleinen Kanal durch den Maschinenraum konnte der Wasserstand reguliert und entsprechend abgeführt werden. Aufbauten der Nachkriegszeit aus Hohlblocksteinen trüben etwas den Blick auf dieses Verteidigungsbauwerk.  
Auch in diesem Staubecken wurden verschiedenste Unterwasserhindernisse zur unsichtbaren Verteidigung von Panzern oder gepanzerten Kampfwagen integriert. An den Uferränder Waren Panzersperren eingelassen. Reste davon sind noch heute sichtbar. Als Infanteriehindernis waren Stacheldrahthindernisse vorgelagert.

Im Südabschnitt dehnten sich die angelegten verschiedenartigen Wasserhindernisse auf einer Länge von bis zu 18 km zwischen dem großen Nischlitzsee und der Oder aus.

Weiterhin gab es auch noch einfache Holzbrücken die im Ernstfall einfach in Brand gesteckt oder geschossen werden sollten bzw. kleinere Betonbrücken mit eingelassenen Sprengnischen um sie somit bei Bedarf in die Luft zu jagen. Eine dieser Brücken ist noch nahe dem Panzerwerk Pz.W 875 nördlich der Werkgruppe Ludendorff. Dieses Werk diente der Straßensicherung.

Text: Axel
Bilder: © Gotti, Loreen & Jens sowie unsere Schweizer Spezis (SS)

 

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