Es ist uns eine Ehre die Anlage mit diesem Bericht vorstellen zu können

 

U  Verlagerung ALBIT

Die UTA Rothenstein / Großeutersdorf
UTA Rothenstein / 16710/088
Komplexlager 22 – Teil 1

Beitrag II. 1945 - 2003


Auf das “Komplexlager 22, UTA Rothenstein Teil 1” bezogen liest man bei Bergner u.a.
“Der Gleisanschluß war nachts so hell angestrahlt, daß in den Gebäuden der näheren Umgebung einfach keine Beleuchtung notwendig war”.
[1]

Der erwähnte Anschluß wurde von der Saalebahn heran geführt und sicherte den reibungslosen An- und Abtransport des Lagergutes. Die Gleisanlage führt noch heute unmittelbar an der UTA entlang. Be- und Entladen wurden die Waggons mit Gabelstaplern und die Güter konnten auf direktem Weg zu ihrem Bestimmungsstollen gebracht werden.

“1959 vermeldete der Kreis Jena - Land eine Nutzungsfläche von 6. 000qm für zivile Schutzräume”.
[1]

“Ab Dezember 1972 wurde die UTA durch die NVA als umfangreiches Munitionsdepot betrieben. Nutzungsfläche 16. 700qm. Die vorher existierenden und teilweise mit Pfeilern und Bögen ausgemauerten Einzelstollen wurden miteinander verbunden. Zwischenflächen von losem Stein wurden mit torkretiertem Beton gesichert. Weitere Stollen wurden vorgetrieben. Da die Wände einzelner Gänge zu dicht an die Außenfläche führten, wurden diese Außenwände im Bereich der äußeren Druckschutzlinie in bis zu 6m starkem Beton ausgeführt. Es entstanden zwei trennbare Teilbereiche, dazu ein “Sozialtrakt” und ein “Aufenthaltsbereich” für ca. 190 Personen.
[1]

Martin erläuterte die Aufgliederung der UTA in drei Komplexe vom Süden nach Norden. Die gesamte Anlage war ein autarker unterirdischer Bereich, der im Ernstfall hätte hermetisch verschlossen werden können. Bereich 1 war den Zivilangestellten und Soldaten der NVA (Nationale Volksarmee der DDR) für den bei Bergner schon erwähnten Sozialtrakt und Aufenthaltsbereich vorbehalten.
Die Bereiche 2 und 3 waren somit die sensibelsten der UTA. Hier wurden Waffen und vor allem Munition gelagert. Es gab zwei Bereiche zur Prüfung der Munition sowie die Abfüllbereiche mit zwei Laufbandanlagen. Es wurden Munitionsbestände bis zum Kaliber 152mm in den Tunnelanlagen gelagert und entsprechend “verarbeitet”. Die Abfüllung verlief im Taktstraßensystem an den Bandanlagen.
Die heutige Anlage geht 500m in die Länge sowie 100m in die Tiefe und besitzt 5 Zugänge (2 Personalzugänge). Sie ist trocken, sauber und gut klimatisiert. Die Führungen erfolgen über einen der Personalzugänge.
Martin zeigte uns im weiteren Verlauf die Munitionsbereiche mit den beiden Bandanlagen, die klinisch saubere Ladestation, der Personalbereich für Zivilangestellte sowie die Bereiche der Tiefbrunnen. Diese deckten den benötigten Verbrauch an Trink- und Brauchwasser ab. Weiter ging es durch verschiedenste Tunnel zum Innentanklager mit zwei Kesseltanks für insgesamt 40. 000 l Dieselkraftstoff. Auf dem weiteren Weg kann man sich einen ausgebauten Hydraulikzyliner eines der Eingangstore betrachten. In der Netzersatzanlage sind drei Aggregate um die Bevorratung der Anlage mit Strom zu gewährleisten. Drei gewaltige hydraulische Eingangstore sind noch vorhanden. Bewegt wurden die drei Tore mittels Hydraulikkompressor.
Und immer wieder die ausgedehnten Lagertunnel und Werkstattbereiche, Maschinenräume und Lüftungssysteme, gespickt mit schönen Streckenkreuzen. Und nicht zu vergessen der Bereich der im Rohzustand verbliebenen, verputzten Stollen Insgesamt ein herrliches Stollenlabyrinth.

Für Freunde der NVA – Technik ist die Anlage sicherlich ein MUSS.

Oberhalb des heutigen Personaleingang findet man einen Luftschacht. Die verbrauchte Luft wurde mittels Ventilatoren aus dem Berg gesaugt. Für saubere Luft in der UTA sollten, besonders nach einem Atomangriff  Kohleaktivfilter (Kampfstofffilter) in der Lüftungsanlage sorgen.

In den 1990er Jahren war die technische Anlage durch die Bundeswehr komplett überholt worden. Das Stollenlabyrinth ist komplett klimatisiert, hat Notstromanlagen und ein eigenes Wasserwerk. Die Anlage wurde durch de Bundeswehr noch bis ins Jahr 2003 als Materialdepot betrieben. Umfangreichere Informationen zum KL 22, ehemals “Albit” sind im erwähnten Nachschlagewerk von Paul Bergner nach zu lesen.

Torkretverfahren

Im Jahre 1908 meldete der Amerikaner Carl E. Akeley die Erfindung eines “Apparates zum Mischen und Auftragen von plastischen Materialien” zum Patent an. Bei diesem “Cement Gun” genanntem Gerät, wurde ein trockenes Beton - Zementmörtelgemisch durch einen Förderschlauch zur Einbaustelle geblasen. Mittels eines am Boden der Füllkammer befindlichen Taschenrades erfolgte die gleichmäßige Einspeisung des Materials in den Förderschlauch, das dann beim Durchfliegen der Spritzdüse mit einem am Ende des Schlauchs befindlichen Wasserring gleichmäßig befeuchtet wurde. Zwei übereinander angeordnete Druckkammern, die abwechselnd mit Druckluft be- und entlüftet wurden, gestatteten die kontinuierliche Füllung der Kammern mit Mischgut.
Im Jahre 1919 meldete der Deutschamerikaner Carl Weber, der als Ingenieur in Amerika mit diesem Gerät Erfahrung gemacht hatte, in Deutschland ein eigenes Patent für eine Trockenspritzmaschine an. Er gründete eine Firma zum Bau und zum Vertrieb der Maschinen, die Deutsche Torkret Baugesellschaft. In der Folge bürgerte sich die Bezeichnung Torkret - Maschinen, und für das Verfahren der Begriff Torkretverfahren, beziehungsweise torkretieren allgemein ein. Die später in Torkret GmbH umbenannte Firma (heutige Torkret AG), mit Sitz in Berlin und ab 1956 in Essen, war viele Jahre führend bei der Anwendung der Maschinen. Vor allem bei der Instandsetzung der im Laufe des Krieges schwer geschädigten Bestands an Betonbauwerken gewann das Torkretverfahren eine große Bedeutung.
Ab Mitte der 1950er-Jahre wurde gespritzter Beton für den Bau von Tunnel und Kavernen eingesetzt. Die damals entwickelte Neue Österreichische Tunnelbauweise, bei der unmittelbar nach dem Ausbruch eine (eventuell auch bewehrte) Betonschale zur Unterstützung und Konsolidierung auf die freigelegten Tunnelflächen gespritzt wurde, setzte sich allgemein durch.

Die zunehmende Anwendung von gespritztem Beton für Ingenieurbauwerke jeder Art, erforderte die Normung diese Verfahrens. Mit der im Jahre 1974 veröffentlichten ersten Fassung der DIN 18551 (Spritzbeton) wurde allgemein statt der bisher gebräuchlichen Bezeichnung Torkretverfahren für das Verfahren der Begriff Spritzbeton eingeführt.
[2]
 
Den größten Teil des Beitrags zur UTA - Rothenstein / Komplexlager 22” verdanken wir den sachdienlichen Aussagen von Martin, Es war ein Hochgenuss ihn über die gesamte Zeit der Führung zu lauschen. Herzlichen Dank auch noch mal auf diesem Wege.

Quellen:
Die wunderbaren Ausführungen und immer kompetenten Antworten von Martin. (m.fr.G.)
[1] Paul Bergner “Atombunker  - Kalter Krieg – Programm Delphin” Heinrich Jung.
[2] Wikipedia - http://de.wikipedia.org/wiki/Spritzbeton
 “Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten des zweiten Weltkrieges” - Wichert.
„Die bombensichere Verlagerung von Industrieanlagen für die Historical Division der US Army vom 30.06.1947“ - Dorsch
Bei den Führungen gesammelte Eindrücke & Aussagen.


Text: Axel
Fotos: Auf Wunsch des jetzigen Verwalters der Anlage zeigen wir hier keine Fotos. Das Team - Bunkersachsen respektiert dies und hofft auf euer Verständniss.

© Team Bunkersachsen 2013

 

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