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Reichsbahntunnel / U-Verlagerung “KAUZ”


© Jens

Aus dem Decknamenverzeichnis

Verfügbare Fläche: 3.300 qm
Firma: Homann-Werke, Wuppertal Vohwinkel
Produkt: Rumpfspitze Me 262

Bau- Objektnummer: 266

Mit der freundlichen Genehmigung von „Eismann“, (www.untertage-übertage.de) möchte ich meinen persönlichen Eindrücken der Erkundung des Schee - Tunnels (KAUZ) vor einiger Zeit einen Beitrag von ihm voran setzen. Es war mir eine Ehre in jenen Sommertagen mit ihm und seinen Freunden unterwegs gewesen zu sein.

Geheime Flugzeugproduktion im Schee - Tunnel in Wuppertal - Nächstebreck

Auszug:

... Aber wie das nunmal bei unserem Hobby so ist, sind viele kleine neue Erkenntnisse und Details über die U - Verlagerung in Nächstebreck zum Vorschein gekommen, ... Also sitze ich hier in Elberfeld und tippe diese Zeilen in meine Tastatur. Viel Spass beim Lesen, Kucken und Staunen...

Unterirdische Me262-Produktionsstätte in Wuppertal: Deckname "Kauz":

Wie schon oben in der Tunnelbeschreibung erwähnt, besteht die ehemalige U - Verlagerung "Kauz" aus einem Doppeltunnel. Befährt man von Wuppertal kommend den Schee - Tunnel, und zwar als erstes die Weströhre, befindet man sich in der bombensicheren Lagerhalle und dem Verladebahnhof der U - Verlagerung. Hier wurden die Gleise nicht entfernt. Auch nach dem Krieg wurde der Westtunnel noch zeitweilig für den Zugverkehr genutzt.

Wie fast alle U - Verlagerungen, die in Eisenbahntunneln im Bergischen Land untergebracht waren, wurde auch in "Kauz" schon nach kurzer Zeit produziert. Nach einer Bauzeit von etwa 3 Monaten konnte die Firma Homann aus Wuppertal - Vohwinkel im August 1944 mit ihrer Arbeit beginnen.

Überall im Reich wurde fieberhaft nach bombensicheren Fertigungsstätten gesucht. In der ersten U - Verlagerungswelle wurde nur nach schon vorhandenen unterirdischen Räumen wie Bergwerke und eben Reichsbahntunnel Ausschau gehalten. Und da das Bergische Land über eine Vielzahl von Tunneln verfügte, rückte auch der Schee - Tunnel als begehrtes Objekt in die Fängen des Jägerstabs. Da der Schee - Tunnel eine Überdeckung von 60 - 80 Metern Grauwacke besitzt, wurde er sofort zum Luftschutzbauwerk für ein Jägerstab - Projekt deklariert, so dass der möglichst schnelle Umbau zum Rüstungstunnel beginnen konnte. Die Bauleitung der Baustelle "Schee - Tunnel" übernahm die OT - Einsatzgruppe "Hansa" aus Essen. Diese bekam den Auftrag vom sogenannten Jägerstab des Reiches und beauftragte wiederum das Oberbaubüro (OBB) in Düsseldorf mit den eigentlichen Umbaumaßnahmen im Reichsbahntunnel. Ziel der Arbeiten im Tunnel war es, eine Produktionsfläche von 8.000 qm zu erstellen. Die Geheimanlage im Bergischen Land bekam einen Decknamen aus der Vogelkunde, wie es bei (fast) allen U - Verlagerungen in Tunneln üblich war. Der Tarnname von der Produktionsstätte "Schee - Tunnel" war "Kauz".

Die eigentliche Produktion der Me262 - Rumpfspitzen verlief wie am Fließband von Süden nach Norden in dem Produktionstunnel. Nach und nach wurden alle Komponenten an den am Brückenkran hängenden Korpus der Messerschmitt Me262 hinzugefügt, beziehungsweise anmontiert. Die letzte ausgebaute Ausweichbucht, kurz vor dem Tunnelmund im Norden, diente zur Kontrolle der fertigen Baukomponente. Waren diese in Ordnung, wurden sie abermals im Westtunnel auf einen Zug geladen und zur Endmontage nach Kahla abtransportiert. (U - Verlagerung Deckname "Lachs" - Endmontage, Produktion und Startrampe der Me262 im Walpersberg) Der verlagerte Betrieb war die Firma Homann aus Wuppertal. Diese hatte wirklich Glück, eine bombensichere Produktionsstätte in der Heimatstadt zu finden, beziehungsweise zugeschrieben zu bekommen, so dass die Transport- und Umbaukosten relativ gering ausfielen. Hinzu kam noch der kurze Anfahrtweg der werkseigenen Mitarbeiter, so dass alle Firmenangehörigen zu Hause wohnen bleiben konnten. Die Firma Homann wurde im Jahre 1902 in Wuppertal - Elberfeld gegründet und stellte unter der Leitung von Inhaber Willy Homann zunächst Gaskochgeräte und Öfen her.

Später, im Jahre 1937, nach einem Neubau der Werksanlagen in Wuppertal - Vohwinkel stellten die Homann - Werke bereits Großkochanlagen her, die sie an amtliche Beschaffungsstellen, insbesondere an die Luftwaffe und das Heer lieferte. Im März 1940 stellte sich die Firma Homann dann komplett um: Sie fungierte nun als Rüstungsfabrik! Bis sie im Jahre 1944 in das "Jägerprogramm" des dritten Reiches aufgenommen wurde, stellte das Werk zunächst noch Bombenabwurfbehälter vom Typ "AB 36" her. Laut Kriegstagebuch des Rüstungskommandos Düsseldorf begann die Firma Homann ab Mai 1944 zusätzlich mit der Bombenproduktion. Im Stammwerk in Vohwinkel wurde die Blitzlichtbombe VL C 50 hergestellt. Danach wurde die Produktion von Teilen für den ersten flugfähigen Düsenjäger der Welt (Me 262) aufgenommen. Die Planungen und Vorentscheidungen zur Flugzeugproduktion durch die Firma Homann wurden im Februar 1944 abgehalten. Zu diesem Zweck trafen sich Willy Homann und Generalfeldmarschall Milch vom Jägerstab in Düsseldorf. Das Ergebnis war, dass die Firma Homann hervorragend geeignet zum Bau der Messerschmitt 262 sei und der neuen Luftwaffenfertigungsstätte "Werk Schee - Tunnel" nichts mehr im Wege stand.

Fotos: © Jens

Bilder 1 & 2 Materiallager & Verladebahnhof

Bilder 3 & 4 Büro & Werkeitkontrolle

 

 

Quellen:

Dank an Olly von
www.untertage-übertage.de

Privat und bei den Erkundungen gefilmte Aussagen & Eindrücke


© Team Bunkersachsen 2010

AKTUELLES

03. September 2012: http://www.derwesten.de/staedte/sprockhoevel/der-scheetunnel-id6945934.html

05. März 2013: www.wz-newsline.de/lokales/wuppertal/der-tunnel-schee-wird-ab-april-saniert-1.1257547

 

 

 


        

   


                   

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