Unterirdische Anlage zur Komponenten - Herstellung für JUNKERS, Messerschmitt Flugzeuge und dem Hubschrauber FA 223
Deckname „ZECHSTEIN“

Konstruktionsnummer: 160

© Jens

Diese noch weitestgehend unbekannte Anlage präsentiert sich in einem relativ guten Zustand und vermittelt einem den Einblick vom Arbeitsverfahren und Ablauf der unterirdischen Produktion. Sie diente als Stollensystem zur Komponenten Fertigung z. B. für die gefürchteten Junkers JU 87 – STUKA -  Flugzeuge. Dieser Typ wurde besonders gefürchtet wegen seiner anmontierten Sirenen die beim Sturzflug einen psychologischen Effekt auf die Feinde ausübten. Das unterirdische System ist alles in allem an die 5km lang

"Durch die Bombardierung der „Weser – Flugzeugbau – Bremen WFG“, durch die Britische Luftwaffe wurde die Produktion in das Rabsteintal verlegt. Zu Beginn wurden noch die Anlagen der „Preidel – Fabriken“ bei Rabstein und Jonsbach genutzt. Diese Verlagerung und folgende Produktion erfolgte im Oktober 1942. Das Bremer Stammpersonal wurde dann 1943 direkt mit eingegliedert, und die Rüstungsproduktion lief vorerst in den verschiedenen oberirdischen Werksteilen an. Im August 1944 hatte das geologische Institut Reichenberg, die Erforschung des Bergmassivs im Bereich Rabstein, Jonsbach durchgeführt. Nach Auswertung aller Ergebnisse begann die „Weserflug GmbH“ aus Bremen mit der Neuauffahrung, und es wurde eine umfangreiche unterirdische Produktionsstätte in einem weitverzweigtem Stollensystem angelegt."

Lori

Preidel - Werke, Übernahme durch die Weser – Flugzeugbau – Bremen WFG

"Zwischen August 1944 und April 1945 wurden von Angestellten, Fremdarbeitern und Gefangenen   hier in der Anlage „Zechstein“ ca. 17. 500 qm der unterirdischen Stollen, Produktionsräume und –hallen aus dem Sandstein gehauen. Das war allerdings nicht ganz ein Viertel der geplanten 80. 000 qm."

„Zechstein“ wurde in die Werke A, B, C, D und E eingeteilt.

Im gesamten Gebiet sollen im Laufe der Zeit ca. 30 Arbeitslager, 2 Lager für Gefangene und im August 1944 ein Konzentrationslager errichtet worden sein. Der neugegründete Ableger des Konzentrationslagers Rabstein nahm Häftlinge vom KZ Flossenbürg auf, die fast ausschließlich mit Arbeiten untertage beschäftigt waren.

Bericht zu den Erkundungen

Nachdem wir uns an einem kühlen Dezembermorgen aus den Schlafsäcken geschält hatten eine ordentliche Stärkung mit Semmln unn Gafee (sächsisch für Brötchen und Kaffee A.F.) zu uns genommen hatten, ging es auf zur lange geplanten Tour ins Böhmische. Nach einer waghalsigen Kletteraktion erreichten wir eine ziemlich versteckt liegende unterirdische Anlage.  Hier wurden im zweiten Weltkrieg unter dem Decknamen „ZECHSTEIN“ Stollen neu vorgetrieben bzw. aufgefahren. Durch das Sandsteingebirge war ein relativ zügiger Vortrieb möglich.

Als wir das Portal fanden, kam bei uns der Gedanke der russischen Nachnutzung auf, jedenfalls ließ die Stahltür darauf schließen. Allerdings ist das betonierte Portal auf die 1940er Jahre zurück zu führen. Das steil ansteigende Gebirge unmittelbar über dem Eingang bildet eine sichere Überdeckung. Ursprünglich hatte „ZECHSTEIN“ nach unseren Recherchen einst drei Eingänge. Dann, im inneren schon ein ganz anderer Anblick. Gleich auf den ersten Blick wirkt das System groß und wuchtig. Der hier beginnende Hauptstollen ist wunderbar gewölbt ausbetoniert, und man ist sofort tief im Berg. Vom Hauptgang zweigen immer wieder weitere Stollen beidseitig von der Hauptstrecke ab.
Es fallen auch sofort die Gewölbebauweise und Segmentteile Verwendung auf. Der Hohlraum über der entstandenen Gewölbedecke wurde mit dem anfallenden Bruchstein und Material aufgefüllt und mit Sandsteinblöcken an der Blende verkleidet. Der gesamte ausbetonierte Bereich ist trocken, einigermaßen sauber und macht insgesamt einen relativ guten Eindruck.

Besonders nachinstallierte Elektroverkabelungen nehmen nach hinten stetig zu. Hin und wieder tauchen auch Luftdruckverrohrungen auf. Hier in diesem hinteren Bereich zeigt sich auch, das der bereits erwähnte Kabelschacht nicht mehr die Tiefe wie noch zu anfangs aufweist.
Neben einem der ehemaligen Ein- bzw. Ausgänge befindet sich ein roh ausgeschlagener Raum, möglicherweise war hier die Wache für diesen Zugang untergebracht. Herrlich zeichnet sich in diesem „rohen Raum“ der rote Sandstein mit seinen facettenreichen Strukturen ab. Der Raum an sich ist relativ niedrig gehalten, ca. 1,85 m und der eigentliche Zugang massiv betoniert, so wie auch der Fußboden.

Im weiteren Verlauf  gelangt man durch einen recht schmalen Durchbruch in den noch nicht ausbetonierten Rohvortrieb. Der Boden ist völlig versandet, an den Felswänden zeigt der Rote Sandstein erneut seine strukturelle Schönheit und Vielfalt.

Unvermittelt steht in einer der Nebenröhren, Stollen, ein kleines Flugzeug Marke Eigenbau. Die Tragflächen neben dem Cockpit auf einem luftbereiften Hänger sind angelegt. Kurz mal ein paar Mann den Hänger bewegt und das Kleinflugzeug stand im Hauptgang. Natürlich musste es nun erst mal für die „Schar“ der Fotografen herhalten. Ein derartiges Vehikel findet man sicherlich nicht gleich wieder in einer Untertage Verlagerung. Vielleicht, aber das ist reinste Spekulation, sollte das fluftaugliche Vehikel einst einem Tscheche zur Flucht Richtung Westen helfen.
Nach Beendigung der Fotosession wurde das Flugzeug wieder in seinen „unterirdischen Hangar“ gerollt, und wir gingen weiter auf Erkundung.

In einer der Wände ist die Jahreszahl 1945 schön säuberlich eingemeißelt. War es ein Arbeiter, einer der Gefangenen oder ein Posten, der hier ständig patrouillierte und das Werk verrichtete?
Grob geschätzt dürfte diese Anlage wohl über 10. 000 qm. erreichen, eher etwas mehr.

Die Straße welche sich hier um das Gebirge schlängelt liegt so ziemlich auf dem Niveau der Eingänge. Daher war eine Verladung auf Lkw und Weitertransport zum entsprechenden Bahnhof ohne größere Zusatzbaumaßnahmen möglich. Eine Produktion in den unterirdischen Bereichen soll noch nicht stattgefunden haben.

Über Luftschutzmaßnahmen war bisher nichts zu erfahren, klar ist aber das es hier zu keinerlei Luftangriffen kam. Die unterirdische Anlage war bis Kriegsende von der feindlichen Luftaufklärung nicht enttarnt. Interessant und erwähnenswert jedoch, das hier ganz in der Nähe eine Junkers JU 52 ins Gebirge abgestürzt ist und die Trümmer und Wrackteile noch immer dort im unzugänglichen Felsmassiv liegen. Fragen zum Absturzort erübrigen sich selbstredend.

Nach dem Prager Frühling 1968, hat diese Anlage die damalige tschechische Regierung (CSSR) an die Russische Armee abgetreten. Bis dahin wurde sie seit Kriegsende vom tschechoslowakischen Militär genutzt. Nach dem blutig niedergeschlagenen Aufstand der Zivilbevölkerung sind die Einheiten der Russen hier bis zur Wende geblieben.

Text: Axel

Fotos: © Frank S. Jens, Loreen & Luchs (© L)

Bilder 1 bis 2: Roh vorgetriebene Strecken

Bilder 5 bis 7: Stollensystem aus massivstem Stahlbeton

Bild 8: Ein einsames, verlassenes Leichtflugzeug. Bastler oder Fluchtmaschine - gen Westen ? (© L)


Als ES noch da war !!!

2013 Lori

Hubschrauber Focke – Achgelis 223 (Gerd Achgelis 1908)

Ende Sommer 1943 wurde die Fa 223 V11 neu lackiert. Die Oberseiten trugen vermutlich „Dunkelgrün 71“, die Unterseite „Hellblau 65“. …
… Das „Balkenkreuz 85“ blieb unverändert, aber es wurde ein weiß umrandetes „Hakenkreuz H4“ angebracht.

Die Fa 223 V51, GW+PA trug eine verschwommene Mischtarnung auf der Oberseite, vermutlich
die gegen Ende des Krieges entwickelten „Grün 81“ und „Grün 82“ auf „Lichtblau 76“. Die Werknummer erschien in Weiß. 223000 an der Seitenflosse und etwas größere Ziffern 51 am Seitenruder. Auch diese Maschine trug das „Balkenkreuz B5“ und das „Hakenkreuz H4“ der Laupheimer Prototypen.

Typ                             Erstflug      Letzter Flug   Anmerkungen


Fa 223 V1                   08.03.1040   05.02.1941    Dr. Ing. Hein Baer tödlich verunglückt
Fa 223 V2                   20.04.1942  30.05.1942     Am 03. und 04.06.1942 in Hoykenkamp zerstört
Fa 223 V3                   21.09.1940  10.01.1941     Als Fa 223 V2 umgebaut
Fa 223 V4 bis V10                                                 Am 03. und 04.06.1942 in Hoykenkamp zerstört
Fa 223 V11                 02.02.1943   05.05.1944    Im Vehner Moor zerstört
Fa 223 V12                 02.04.1943   04.12.1043    LuEKdo 24. Klaus Brennecke und Klemens von  
                                                                              Gottberg tödlich verunglückt
Fa 223 V13                30.07.1943    24.06.1944    Höhenmotor BMW Y-3. Am 19.07.1944 in
                                                                              Laupheim zerstört
Fa 223 V14                19.08.1943    05.10.1945    LuEKdo 24 und Transportstaffel 40. Durch Unfall
                                                                               bei AFEE Beaulieu zerstört
Fa 223 V15                21.10.1943    16.07.1944     Am 19.07.1944 in Laupheim zerstört
Fa 223 V16                11.04.1944    24.04.1945     Mittenwald – Erprobungen. Bei Eppzirl Ende
                                                                              April / Anfang Mai 1945 zerstört
Fa 223 V17                28.03.1944    17.07.1944    Am 19.07.1944 in Laupheim zerstört
Fa 223 V18                                                            Am 19.07.1944 kurz vor Musterzulassung in
                                                                              Laupheim zerstört
Fa 223 V19                                                            Am 19.07.1944 kurz vor Fertigstellung in
                                                                              Laupheim zerstört
Fa 223 V20                                                            Am 19.07.1944 in Laupheim zerstört
Fa 223 V21                                                            Am 19.07.1944 in Laupheim zerstört
Fa 223 V22                                                            Am 19.07.1944 in Laupheim zerstört. Zelle für
                                                                              Bruchversuche vorgesehen.
Fa 223 V24 bis V31                                                Am 19.07.1944 in unterschiedlichem Zustand
                                                                              der Fertigung zerstört
Fa 223 V32 bis V50                                                Am 19.97.1944 in Laupheim zerstört. Nur Teile
                                                                              und Material
Fa 223 V51                  06.02.1945   23.05.1945   Erste Fa 223 E-1 aus Weserfertigung.
                                                                              Transportstaffel 40. Von Amerikanern
                                                                              erbeutet. In die USA gebracht. Schicksal
                                                                              unbekannt.                                 
Fa 223 V52 bis V54                                                Alle fertig gestellt. Von den Sowjets bei Weser
                                                                              in Berlin-Tempelhof erbeutet.
 

Quellen:

www.cztour.cz/rabstejn/de/
Privat – Archiv  sowie bei den Erkundungen gefilmte Eindrücke und Aussagen
Der ausführliche Bericht über die Befahrung mit herrlichen Aufnahmen im ersten Teil der Dokumentationen.

Deutsche Hubschrauber 1930 – 1945. S. Coates – Motorbuch Verlag
 

© Team Bunkersachsen

Fotos 2013 © Loreen & Maik


Loris Lichtspiele

 

Aus unserem Gästebuch vom 16.07.2012

bezugnehmend auf euren Beitrag der Weserflugwerke in der Böhmischen Schweiz,

Ich war auch schon mal vor Ort, jedenfalls in der Anlage Zechstein B. In dem Dorf lebt ein betagter Mann, der sich trotz völligem Unverständnises seiner tschechischen Mitbürger, ein wenig um die Anlage kümmert und auch auf Termin interessierte rumführt. Er weiß einiges über das Kriegsende, auch unter welchen Umständen die Russen das Gelände entdeckt haben. Ich weiß nicht wieviel ihr dort gesehen habt, ich habe noch andere Tunnel gesehen. der gute Mann hat dort diverse Fundsachen ausgestellt, unter anderem Reste einer MK 103.
Das hat mich schon sehr erstaunt das ein Tscheche Hinterlassenschaften aus dem 3. Reich "pflegt".Meine Familie wurde genau aus der Gemeinde 1945 vertrieben.

         Zurück nach oben