Der Rückzug - Der lange Weg nach Hause

Von Casino raus sind wir über Tifolie, Abruzzen hoch, da haben wir 22 km, da hatt ich gerade Geburtstag, meinen 25sten, 22 km Fahrzeugkolonne, da lagen die Pferde schon aufgedunsen, da hatten sie (die Alliierten A. F.) schon tagelang geerntet. Alles war unter den Toten, Nachrichtenfrauen, und was man sich nur denken kann, die vielen toten Frauen.
Ich hatte ein 18 jährigen, mir hatten den italienischen Lancia 6 Tonner, Gebirgsgang, der hatte Werfermunition von uns geladen, und stürzt gute 60, 70 Meter in eine Schlucht. Und übersteht das. Hälste dass für möglich. In dem Ort war in der Nacht folgendes passiert.
In den Ort ging eine Serpentine rein, da war die „Dicke Berta“ (42cm Mörser I. Wk. A. F.), die hat alle halbe Stunde mal einen Schuss los gelassen, und die kommen nicht um die Kurve. Und es wird Tag, und die Gegner ernten mit ihren Jabos. Da bin ich zum Glück hinter ein paar Sankras her und bin erst mal durch das Durcheinander nicht weiter gekommen, da hab ich auch ein Haufen Leute verloren. Hinter dem Ort kommen wir zu einem Wasser – Hebewerk, da haben wir uns reingestellt, jetzt kommen da mit einemmal 20 Moskitos zweimotorig und laden dort ab.
Hier hatte ich dann keine Verluste zu melden, einige Häuser wurden nur leicht beschädigt.

Das große Elend vom Po & Rückzug


Am 08. September 43, da lag der Stab Kesselring (General der Flieger A. F.) in Fascani nahe Rom, da saßen die Leute in Fascani in den Caffe’s, da fliegt der Amerikaner am Nachmittag, 8. September, mit 217 viermotorigen Maschinen Fascani an und bombardiert, wegen dem Stab Kesselring. Der Stab hatte vier Verwundete, und die Bevölkerung zig Tote. Das seh ich noch wie heut, wir lagen in den Weinbergen und hatten erst an die Strasse verlegt. Das war da wie ein Haselnusshain. Und da haben die das zusammen gebombt. Die Leute lagen da alle Tot vor den Caffe’s.
Das war von den Amerikanern organisiert in der Form. Die Italiener hatten kapituliert, die Landser vorwiegend alle heim, die Waffen stehen und liegen gelassen. Und es war gedacht eine Landung mit drei Divisionen (der Amerikaner A. F.), die nächste dann in Neduno, wo er sich die Ohren gebrochen hat. In den Neduno hat er unheimliche Verluste gehabt.
In der Po Ebene und entlang des Flusses waren sämtliche Brücken gesprengt, die letzte wurde gesprengt, das war so vielleicht um den 24. April 1944, wo der General Pfeiffer gefallen ist.
Da haben die noch einen Tag vorher drei Lancia LKW nüber geschickt voll Luftwaffen – Schokolade, „Schokokola“. Das ist dann da drüben vergammelt.
Die Amerikaner hatten den ganzen Fluss in der Nacht taghell erleuchtet, wir dachten immer, wir fahren denen entgegen. Wir sind da an Heereseinheiten vorbei, die hatten Brücken aufgespannt, die haben keinen Ton gesagt. Dann kamen wir in Stubione an, da war schon der Engländer und Ami, da war noch ein großes Lager mit Magedenterwaren, da haben die Zahlmöpse (Zahlmeister A. F.) noch Rechnungen für die Landser rausgeschrieben, und der Gegner war schon da. Nun, wir fahren los, ich hatte da ein KFZ 12 hingeschickt, die sollten laden was nur ging, und da kommen wir an einer Strasse vorbei, wo ganze Einheiten nieder gemacht worden sind, deutsche Einheiten. Da kamen Italiener in Massen, die haben gedacht, wir sind der Ami, da haben wir gesehen was los ist. Wir fahren wieder über die Brücke, die letzte die zum sprengen fertig war, und kurz vor der Kreuzung ging der Beschuss los. Nun haben wir Granatfeuer bekommen, mir war klar, hier kommen wir nicht weiter. Eine FLAK – Stellung war hier nun auch eingeschlossen. Ich sagte „hier gibs nur zurück“, und da waren schon etwa eine Stunde vorher drei Panzer vorbei gefahren. An den Gehöft wo wir kurz mit einem Maschinengewehr in Stellung waren, und haben nun überlegt, knallen wir nun los oder nicht. Die Panzer sind in das Gebiet, zu einem Wald hin, und da lagen Heereseinheiten. Das müssen die Panzer gewusst haben. Wir kamen nun noch mit Ach und Krach an der Brücke vorbei, da hat’s neben uns eingeschlagen, mir hat es da die gesamte Kartentasche weggerupft.
Die drei Panzer sind dann in Beluno nieder gemacht wurden von deutschen Einheiten.. Bei den Heereseinheiten muss es auch tüchtige Verluste gegeben haben, durch Jabos und so weiter.
Wir hatten dann so an die siebzig Pferde und Kühe, die haben wir vor die Fahrzeuge gehängt, um Benzin zu sparen, und nachts haben die immer abgeladen, furchtbar war es in den Mondhellen Nächten, aber die hatten sowieso immer Leuchtfeuer. In Beluno stellten wir uns dann die Frage, kommen wir denn nun über den Po? Und da hieß es in Osticlia, da sind wir dann in der Nacht noch dahin, da war früh als erstes die letzte Fähre versenkt worden, mit 36 Bombern hatten die hier noch hantiert. Jetzt war hier ein Kessel von vielleicht 3 bis 4km, was du dir denken kannst, Luftnachrichten Helferinnen, Fernschreiber, Nachrichten - Einheiten, Sankra Einheiten, Sanitäter, die Verwundeten wurden von den Autos weg ins Feld gebracht, da wurden Löcher ausgehoben und die hinein gelegt, das waren dann die Totenbetten.
Nun überlegten wir, was machen wir jetzt? Nun war es so, polnische Einheiten waren beauftragt, stellenweise Stahlseile über den Po zu spannen. Der Po hatte ja zwei Notflutdämme, und die waren ja durchbrochen. Da musste man sich durchs Wasser hinüber hangeln und die Jabos haben da wieder die Landser beharkt, da hat’s wieder einige erwischt.. Ich mit zwei Mann durch den Po geschwommen, bei Eiseskälte, Frühjahrsschmelze, ich kann euch sagen. Wir hatten ein Holzgestell von einem Pferdegespann, einen Fahrzeugreifen auf gepumpt, die Sachen drauf, Wehrpass, Feldbüchs, und so weiter, die andern haben es mit hangeln versucht. Aus meiner Abteilung kamen auch alle gut drüben an. Dann sind wir los, hatten Fahrräder requiriert. In einem Ort kamen wir an und sind da mit dem Stadtkommandant auf einer Draisine auf der Scheine weiter. Da haben wir 230km zurückgelegt und stießen dann auf eine Heeres - Einheit, Luftwaffen – Einheit, Nachrichten, und die sagten uns „ihr seid die richtigen Leute, euch brauchen wir. Nun, wir sagten, nö, wir wollen erst was zu Essen haben.“. Die haben uns auch Büchsen und Brot gegeben.
Jetzt die Frage, wie kommen wir über den Etsch, inzwischen hatten wir auch Pferde organisiert. Ein Pfarrer sagt uns da, das eine Furt einige Kilometer Flussabwärts noch begehbar ist, und wir sind mit dem Pfarrer nüber. Und die Amerikaner flogen immer Streife, immer zwei Flieger in paar Kilometer abstand. Hier sind wir wieder mit Fahrrädern weiter und kamen an einer Einheit vorbei, die hatten die neusten Schnellfeuergewehre und Anweisung, kein solches Gewehr mehr raus zugeben. Wir waren froh, das wir unsere paar Schießeisen hatten.
Wir sind durch Vincenza, Was glaubst Du was wir da erlebt haben. Am schlimmsten waren die italienischen Schwarzkittel, Schwarzhemden, da haben die mir einigen von meinen Leuten die Schädel mit der Axt durch gespalten. Anderen die Mistgabel durch den Kopf gestochen.
Unter anderem den technischen Inspektor Edelmann, Stabsarzt Dr. Banger, Obergefreiten Köpke. Im Straßenkampf, Hauszug um Hauszug. Wir haben gesehen wie die (Partisanen A. F.) unwillkürlich Leute von der Strasse geholt, auch mit Ochsengespann, ihre eigenen Leute sogar, in die Weinberge geschafft, und dann hat man das Maschinengewehr knattern gehört. Meinen besten Kumpel, mit dem ich zusammen im Arbeitsdienst war, aus Riesa, war Gebirgsjäger und hatte sich dann zu den Fallschirmjägern gemeldet. Der ist am 20. April, noch zu Hitlers Geburtstag von den Partisanen umgebracht worden. Das war ein wunderbarer Mensch. Später dann bei Cortina d’Ampezzo hab ich eine Truppe mit Ein – Mann – Torpedos erwischt, die waren von Venedig und hatten da ein halbes Jahr auf ihren Einsatz gewartet. Dort standen Focke Wulf, zwanzig, dreißig Stück rum, kein Benzin. Ja, so sah es aus. Mit der Torpedotruppe ging’s wieder in einen Ort mit Partisanen, es wurden von uns Sprengungen vorbereitet, mit den Ein – Mann – Torpedos. Da hat’s ganze Häuserzeilen weg geruhst, da war Ruhe. Die Ein – Mann – Torpedos haben uns das Leben dort gerettet.
In Dubiaco, da hatten die Partisanen ein Arsenal, hier hatte uns die SS schon in der alten Weltkriegsstellung aufgehalten. Ich hab gesagt,“ meine Herren, die erste Fallschirmjäger – Division sammelt an einem anderen Ort“, „fahren sie“, kam es von dem SS - Posten und es ging weiter. Ein Oberleutnant der bei dem SS – Verband mit seiner Einheit geblieben war, ist dann bei den Kämpfen mit gesamter Einheit zum Teufel gegangen.
In Imola hat sich auch noch folgendes zugetragen. Ich hatte den Auftrag Sprit zu besorgen, wir waren mit zwei V 8 unterwegs. Da kamen wir auf dem Bahnhof an. Hier wurden 36 Kesselwagen, es war ein ganzer Zug, und da füllen die einzelne Fässer auf Lkws ab und fuhren auf Nebenstraßen mit Tarnung. Über uns kreisten schon die Aufklärer. Ich dachte mir „das kann nicht lange gehen, und hatte Recht“, im Nu waren Jabos da und hacken den Zug zu. Heereseinheiten und alles rannte in der Stadt rum, die Kessel hatten sich erwärm, der Sprit hat Hunderte  Meter weit gespritzt, da hab ich mit ein paar beherzten die Waggons die hinten hingen losrangiert, weggedrückt. Dadurch haben wir dann die Ladeflächen, die Fässer die wir mit hatten 15 auf jedem, voll Benzin bekommen und noch je ein Fass Olivenöl. Vorher hatten wir mal, ich sag’s ganz ehrlich mal von einer Heereseinheit ein vollbetankten Lkw geklaut.
Wir kamen zum Mallnitzer Tunnel, gute sechs bis sieben Kilometer lang. Hier hatte der Stab Kesselring einen Transportzug beladen. Zu diesen Offizieren hab ich gesagt „..unser Auto kommt mit“, ging klar, das Auto aufgeladen und es ging nach Kasteien. Hier hat die Generalität, die rot beritzten, gemuckt, „sie sind wohl verrückt, der Feind will um 9 Uhr Kasteien besetzen“. Gut, ich sagte, „wir verlassen sofort Kasteein, wir ergeben uns nicht“.
Wir sind also weg, über einen kleinen Fluss, es war keine Zeit zu verlieren. In einem Gehöft nisteten wir uns für ein paar Tage ein, und da kam der Stab Speer, Nachfolger vom OT, hat sich ganz in unserer Nähe eingenistet. Und die sind den ganzen Tag gefahren, mit dem 3 Tonner Ford, und haben da oben gesammelt. Ich hab mir das ganze angesehen, bin mit einem Motorrad nauf gefahren, und hab das Zeug beäugt. Die hatten die dortigen „Heustadel“ (Scheune A. F.) Frontseits mit Heu getarnt, und dahinter eingelagert. 120 Fass, neue Fässer mit Olivenöl hab ich gezählt, von der Fliegerhaube bis zur Salami, was du dir denken kannst. Keilhosen, Stiefel, gestanzte Sohlen, Schinken in Pergamentpapier, alles da.
Tja, so war das.
Nach dem Krieg  (der Kapitulation A. F.) muss ich sagen wir wussten nicht mehr ob wir Männel oder Weibel sind, wussten wir nicht mehr !
Kein Offizier der mehr verantwortlich war, ich hab meine Abteilung als Hauptfeldwebel gehabt.
Dann haben wir gesehen, das wir weiter durch Österreich kamen. Wir waren in Kärnten, als es sich zum selbstständigen Staat erklärte und Tito (Jugoslawischer Partisanenführer A. F.)
einmarschierte. Jetzt müssen wir fort, ungefähr 400 Fallschirmjäger aus verschiedenen Einheiten waren hier unter anderem mit. Mit meinen letzten paar Mann sind wir auf einem Ford V 8 auf und davon.
Später gerieten wir dann doch in Gefangenschaft. Unter den vier bis fünftausend Mann waren wir die einzigen drei Fallschirmjäger. Aus dem Lager haben die dann die SS - Soldaten und die Kettenhunde (Feldgendarmerie – Heldenklau A. F.) rausgeholt. Wir konnten uns auf der Wiese da relativ frei bewegen, hatten uns auch paar Zelte zusammen gebaut.
Ich wunder mich heut noch, was haben wir denn manchmal gegessen?

 

© Axel

© TB

 

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